Berlin. . Angela Merkel hat lange und unverhohlen für Sarkozy geworben. Doch nun zeigt sich, dass sie künftig wohl mit dessen Gegenspieler klarkommen muss. Ohne das deutsch-französische Tandem geht es in Europa nicht voran.

„Beunruhigend“ fand Angela Merkel den Ausgang des ersten Wahlgangs in Frankreich. Gemeint war der Achtungserfolg der Rechts­extremen Marine Le Pen. Richtig beruhigt wäre die CDU-Kanzlerin wohl erst, wenn Präsident Nicolas Sarkozy im Amt bliebe. Sie hofft, dass er bei der Stichwahl am 6. Mai das Rennen macht und sich gegen François Hollande durchsetzt.

Der Sozialist Hollande würde den Konsens über das Management bei der Euro-Krise beenden. Wichtige Euro-Staaten werden von Parteien der rechten Mitte regiert. Nur mit Hollande gäbe es die Chance zum Neuanfang.

Merkel warb lange unverhohlen für Sarkozy. Nun aber scheint Zurückhaltung geboten, da Hollande der Favorit ist und sie sich mit jedem Präsidenten arrangieren muss. Womöglich hat sie auch erkannt, dass die Parteinahme für Sarkozy nicht hilfreich war.

Ganz anders als sie hat ihr Außenminister Guido Westerwelle (FDP) auf Neutralität geachtet. Er sagte zum Ausgang der ersten Runde: „Es ist gut, dass die Stichwahl jetzt zwischen zwei ausgewiesenen demokratischen Kandidaten stattfindet, die für Europa und die deutsch-französische Freundschaft eintreten.“

Hollande will nachbessern

Politisch ist Merkel seit langem isoliert. Die meisten EU-Partner finden, dass sie die Sparpolitik übertreibt. Sie wünschen sich gemeinsame Anleihen, Euro-Bonds, und dass Europas Zentralbank stützend eingreifen möge. Beim Fiskalpakt zogen sie mit, anderes blieb ihnen nicht übrig. Sarkozy und Merkel zogen an einem Strang, sie vertreten die größten Geberländer. Auf die Briten und David Cameron kommt es nicht an. Sie sind nicht im Euro-Raum.

Erklärtes Ziel von Hollande ist, den Fiskalpakt nachzubessern. Ob er das schafft, ist fraglich. Einige Länder haben den Pakt längst gebilligt, Irland bereitet die Volksbefragung vor. In Berlin ist die SPD-Opposition zwar für Korrekturen, wartet aber ab. Die Wähler finden den Sparkurs und Merkels Krisenmanagement gut.

Gegen Merkel läuft gar nichts

Ohne Merkel kann der Franzose wenig, gegen sie gar nichts ausrichten. Er wird versuchen, Merkel dafür zu gewinnen, das Wachstum zu fördern. Merkel hofft, dass der Sozialist – nach dem Kassensturz – zu Einsparungen bereit ist, allein wegen Frankreichs Bonität. Wird schon gegen Frankreich gewettet? Investor George Soros deutet so etwas an: „Eine Infragestellung der finanziellen Orthodoxie könnte Frankreich einer Attacke der Märkte aussetzen.“

Ein Präsident Hollande müsste mehrere Zielkonflikte lösen: Schulden abbauen, um die Märkte zu beruhigen; aber auch stärker die Konjunktur stützen, um eine Rezession zu stoppen. Bei seinen Wählern steht er im Wort, kann aber nur Merkel „liefern“. Nur einstimmig kommt die EU ­voran. Sein Vorteil: Eine ­Lockerung des Sparkurses ­wäre vielen Partnern recht. Wird er Präsident, wird Merkel stärker isoliert. In Not ­wegen Hollande? Die Kanz­lerin ist flexibel.

Kritik an lockerer Geldpolitik

Ein Beispiel: Die Europäische Zentralbank EZB. Gerade hat sie der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, wegen lockerer Geldpolitik kritisiert. Mehrmals warnte Merkels früherer Berater vor dauerhaften Hilfen für die Länder Südeuropas. Die Bank kauft Anleihen, stützt so notleidende Staaten.

Diese Liquiditätsversorgung dürfe nicht dazu führen, „dass Banken oder Regierungen notwendige Anpassungen aufschieben“. Kurz: Er fürchtet, das Schuldenmachen geht weiter. Und Merkel? Verweist auf die Unabhängigkeit der EZB. Die Bank ist so frei und unabhängig, einzugreifen. So, wie Frankreich es will.