Paris. Francois Hollande hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich gewonnen. Das ist zwar bis zur Stichwahl nur ein Etappensieg - kommt aber für Nicolas Sarkozy einem K.o.-Schlag gleich. Aus dem Kopf-an-Kopf-Rennen ist ein Wettkampf mit vertauschten Rollen geworden. Ein Kommentar.

Wird Nicolas Sarkozys kühner Traum von der Wiederwahl platzen wie eine Seifenblase? Es sieht wohl danach aus. Zwar darf der sozialistische Herausforderer Francois Hollande seinen klaren Sieg in Runde eins nur als wertvollen Etappensieg verbuchen, denn abgerechnet wird erst in der Stichwahl in zwei Wochen. Doch die gestrige Schlappe für den Präsidenten kommt fast schon einem K.o.-Schlag gleich. Wie orakelte ein Sarkozy-Minister am Vorabend der Wahl treffend: Liege er in der ersten Runde nicht vorn, sei er praktisch tot.

Die Sozialisten, die mit Francois Mitterrand erst einmal in der Geschichte der Fünften Republik den Staatschef stellten und seit bald einem Vierteljahrhundert keine Präsidentschaftswahl mehr gewonnen haben, dürfen frohlocken. Denn der Sieg vom Sonntagabend wird einen dynamischen Aufwind entfachen, der Francois Hollande am 6. Mai schwungvoll aufs Siegertreppchen tragen könnte.

Hollande profitiert von der Anti-Sarko-Stimmung

Bei aller Vorfreude sollten die Sozialisten eines jedoch nicht fehlinterpretieren. Die Franzosen sind nicht so sehr dabei, Francois Hollande zu wählen, sondern Nicolas Sarkozy abzuwählen. Das ist ein kleiner, aber entscheidender Unterschied. Der wenig charismatische und programmatisch schwammige Hollande wird in den Elysée einziehen, weil die Franzosen ganz offenbar die Nase voll haben von Nicolas Sarkozy.

Hollandes Kalkül, von dieser tief wurzelnden Anti-Sarko-Stimmung im Lande zu profitieren, scheint also aufzugehen. Aus dem Kopf-an-Kopf-Rennen um den Elysée ist seit Sonntagabend ein neuer Wettkampf mit vertauschten Rollen geworden, einer, in dem der angeschlagene Präsident nur noch Herausforderer und Außenseiter ist.