Berlin. . Die Debatte um Norbert Röttgen reißt nicht ab. Nachdem der CDU-Spitzenkandidat vor Vertrauten erklärt haben soll, nach einer Niederlage bei der Landtagswahl am 13. Mai Bundesumweltminister bleiben zu wollen, fordert selbst die FDP ein Bekenntnis Röttgens zu NRW.

Der CDU-Spitzenkandidat für die NRW-Landtagswahl, Norbert Röttgen, gerät immer mehr in Zugzwang. Nun fordert sogar die Bundes-FDP von ihm ein Bekenntnis zur NRW-Landespolitik. „Norbert Röttgen muss achtgeben, dass er durch die Debatte nicht irreparabel beschädigt wird“, sagte FDP-Generalsekretär Patrick Döring der „Rheinischen Post“. Wer Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslandes werden wolle, müsse sich auch klar und umfassend zur Landespolitik bekennen.

Röttgen hat bisher offengelassen, ob er im Fall einer Niederlage bei der Landtagswahl am 13. Mai seinen Posten als Bundesumweltminister aufgibt und Oppositionsführer in Düsseldorf wird. Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung soll Röttgen Vertrauten gesagt haben, er bleibe in diesem Fall Umweltminister. Den früheren Unions-Bundestagsfraktionschef Friedrich Merz will er dem Blatt zufolge für sein NRW-Schattenkabinett gewinnen.

Die Zukunft Röttgens beschäftigt aber auch die Union. Von der CSU, besser: von ihrem Chef Horst Seehofer, kam zwei Mal der Rat an Spitzenkandidat Röttgen, er möge sich auf NRW konzentrieren. Und es war kein erbetener Ratschlag, es war nur ein Schlag. Der Umweltminister legt sich nicht fest, ob er in Berlin bleibt oder nach Düsseldorf geht, wenn er die Wahl verliert. Der Mann verschwendet keinen Gedanken an Niederlagen. So könnte man es sehen. Aber so diskutiert die CDU nicht. Sowohl beim Empfang in Berlin als auch in den Gremien der Partei wie in der Öffentlichkeit wird die Frage erörtert, wo Röttgens Platz ist.

Erinnerung an Norbert Blüm

Einer, der mit Röttgens Position hadert, ist Helmut Linssen, in Berlin Schatzmeister der CDU, in NRW ein angesehener Mann. Hinter verschlossenen Türen hat er aus seinem Herzen („sehr unglücklich“) keine Mördergrube gemacht und an Norbert Blüm erinnert. Der damalige Bundesarbeitsminister im Kabinett von Helmut Kohl war auch Kandidat auf Durchreise. „Das soll uns nicht noch einmal passieren“ – wird Linssen im „Focus“ zitiert.

Angeblich schenkte Röttgen nicht mal Merkel reinen Wein ein. Die Büchsenspanner der Kanzlerin dementieren solche Meldungen nicht. Beim Empfang am Samstag wurde nebenbei daran erinnert, dass Norbert Röttgen mal Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI) sein wollte, aber nicht sein Mandat im Bundestag aufgeben mochte. Jedenfalls nicht auf Druck, weil alle anderen das forderten. Auch jetzt gehen viele davon aus, dass er bockig bleibt. Sie hoffen, die Frage möge sich irgendwie und irgendwann im Wahlkampf erledigen, durch Nichtbeachtung.

Abgrenzung zu Hannelore Kraft

Das könnte sich wiederum als Wunschdenken erweisen, wenn man Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) beobachtet. Über sie wird nicht gemunkelt. Sie ist muss eher klarstellen, dass sie nicht für höhere Aufgaben nach Berlin will. Verkehrte Welt.

Als Herausforderer wird Röttgen gezwungen, sich in Abgrenzung zu Kraft zu definieren – und nicht in Programmfragen. Kraft ist das Gegenmodell zu Röttgen. Kraft weiß, wo ihr Platz ist, NRW, sie ruht in sich, ihre Partei nimmt sie so, wie sie ist. Ihre Volksnähe wird gerühmt. Röttgen hat das Image eines Intellektuellen, so wie der FDP-Mann Christian Lindner, über den noch vor nicht allzu langer Zeit geunkt wurde, dass er seine intellektuellen Pferdestärken nicht auf die Straße bringe, sprich: an den kleinen Mann. (mit dapd)