Siegen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat mehr Demut in der Politik angemahnt. “Die Politik ist nicht allwissend und vor allen Dingen nicht allmächtig“, sagte Merkel auf einem Festakt zum 60-jährigen Bestehen des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU/CSU am Samstag in Siegen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat mehr europäische Geschlossenheit beim Dringen auf die weltweite Einhaltung der Menschenrechte angemahnt. Wenn Europa sein Anliegen mit Einfluss vertreten wolle, müsse es auch gemeinsam handeln, sagte Merkel auf einem Festakt zum 60-jährigen Bestehen des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU/CSU am Samstag in Siegen. Diese Geschlossenheit sei nicht zuletzt notwendig, da der Anteil der Europäer an der Weltbevölkerung immer mehr zurückgehe.
Die Kanzlerin forderte zugleich mehr Demut in der Politik. "Die Politik ist nicht allwissend und vor allen Dingen nicht allmächtig. Wir Politiker können und sollten nicht alles regeln und über allen Dingen stehen", merkte Merkel an. Darüber hinaus könnten Politiker auch "nicht sinnstiftend aus eigener Kraft" wirken. Sie fügte hinzu: "Das letzte Wort hat Gott. Das Wissen, das es Unverfügbares gibt, ist ein Schutz vor Allmachtsphantasien und Machtmissbrauch."
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) warb auf der Veranstaltung für eine verantwortungsvolle Finanzpolitik ohne Schuldenmachen. Die "ökonomisch verfehlte Finanzschulden-Lehre" müsse beendet werden. "Wir dürfen nicht so tun, als gebe es kein Morgen." Es gehöre zu den Grundlagen "verantwortungsvollen Wirtschaftens und Haushaltens", das nicht die "Erfolgsmöglichkeiten der nächsten Generation" aufs Spiel gesetzt würden.
Röttgen will NRW "gut regieren"
Mit Blick auf seine Kandidatur als CDU-Spitzenkandidat bei den vorgezogenen Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen kündigte Röttgen an, er wolle eine "geistige und politische Auseinandersetzung" zum Thema Schulden mit seinen "Wettbewerbern" führen. Sein Ziel sei, das er in NRW "gut regieren" wolle.
Unterdessen mahnte der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, mehr Bemühungen der Politik um den "Schutz des Sonntags" an. Eine "heilsame Unterbrechung" der Arbeit sei wichtig für das Wohlergehen des Menschen. Der Mensch werde zum Sklaven, wenn Arbeit seine ganze Existenz bestimme. "Menschen sind keine beseelten Werkzeuge", machte Schneider klar.
Der EAK ist eine Sonderorganisation der Unions-Parteien, die alle evangelischen Mitglieder von CDU und CSU vertritt. Der EAK mit aktuell mehr 203.000 Mitgliedern wurde 1952 in Siegen vom damaligen Bundestagspräsidenten Hermann Ehlers gegründet. Ehlers Anliegen war es, die evangelische Stimme in der Partei zu stärken.
Zu den EAK-Bundesvorsitzenden gehörten unter anderem Merkel (1992-1993) und Alt-Bundespräsident Roman Herzog (1978-1984). Seit 2003 steht Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, dem EAK vor. (dapd)