Essen. . Der Verfassungsschutz vermutet, dass der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) direkte Kontakte nach Dortmund und Köln hatte. Ob das so ist und welche Anknüpfungspunkte es gab, wird derzeit untersucht.
Die Verflechtungen des terroristischen Neonazi-Netzwerks in NRW gibt den Fahndern weiter Rätsel auf. Nach Informationen der WAZ-Mediengruppe untersucht der Verfassungsschutz derzeit vor allem, ob der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) um das Trio Uwe Mundlos, Uwe Bönhardt und Beate Zschäpe direkte Kontakte nach Dortmund und Köln hatte.
„Wir gehen davon aus, dass der Kreis der Unterstützer sehr klein war. Vermutlich haben sie sich nur auf wenige Leute verlassen, die sie aus ihren Jahren in Jena kannten“, sagte ein mit den Ermittlungen vertrauter Beamter. Der Kern würde sich aus dem Umfeld der damaligen rechtsradikalen „Kameradschaft Jena“ rekrutieren. Dieser Kern habe sich zunehmend radikalisiert und abgeschottet: „Wir glauben nicht, dass es außerhalb des Kerns viele Unterstützer gab.“
In Dortmund wurde 2006 der Kioskbesitzer Mehmet K. erschossen. In Köln wurde 2001 eine Deutsch-Iranerin bei einem Sprengstoffanschlag schwer verletzt, 2004 wurden dort 22 Menschen durch eine Bombe schwer verletzt. Zu allen Taten hatte sich der NSU auf einer DVD bekannt. Es werde untersucht, ob eine Person aus dem Kern der „Kameradschaft Jena“ ins Ruhrgebiet oder ins Rheinland gezogen ist, heißt es aus dem Verfassungsschutz: „Wir versuchen herauszufinden, welchen Hintergrund die Anschläge in Köln und Dortmund haben.“
Zwielichtiger Zeuge
So sei es auffällig, dass die Neonazis ihr Opfer in Dortmund ausgerechnet in der Nordstadt ausgewählt hätten. Der Tatort liege in einem Problemviertel mit hohem Ausländeranteil, in dem allerdings auch Neonazis eine hohe Präsenz zeigen.
Zumindest ein Zeuge berichtete von Kontakten, die Beate Zschäpe nach NRW gehalten haben soll. Bei dem Zeugen handelt es sich um Stephan K., der nach eigenen Angaben als V-Mann für den Verfassungsschutz gearbeitet haben will. Er sei auch im Dortmunder NPD-Kreisverband aktiv gewesen. K.’s Glaubwürdigkeit konnte nicht überprüft werden. Ein Sprecher des Düsseldorfer Innenministeriums sagt, K. „lügt“. Allerdings taucht K. einige Male als enttarnter V-Mann in abgefangenen E-Mails der NPD auf.