Jerusalem. Die weiße Fahne gilt als Symbol für Kapitulation. Trotzdem soll die israelische Armee elf palästinensische Zivilisten getötet haben, die zuvor eine weiße Fahne geschwenkt haben. Deshalb wirft die Organisation Human Rights Watch den Israelis Kriegsverbrechen im Gazastreifen vor.
Während ihrer Offensive im Gazastreifen um die Jahreswende hat die israelische Armee der Organisation Human Rights Watch (HRW) zufolge elf palästinensische Zivilisten getötet, die eine weiße Fahne schwenkten. Das geht aus einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation hervor, der sich auf Zeugenaussagen und medizinische Untersuchungen stützt. Demnach tötete die israelische Armee in sieben Einzelfällen insgesamt elf palästinensische Zivilisten, darunter fünf Frauen und vier Kinder. Alle hätten ein weißes T-Shirt oder ein Tuch als Zeichen der Bitte um Gnade geschwenkt.
Kein Kämpfer in der Nähe
Zudem sei in ihrer Nähe «kein palästinensischer Kämpfer» gewesen, heißt es in dem Bericht weiter. Die Zivilisten seien auch nicht zwischen die Fronten von Kämpfen mit Aufständischen geraten. «Im besten Fall haben die israelischen Soldaten nicht die Vorsorge getroffen, zwischen Zivilisten und Kämpfern zu unterscheiden, so wie es das Kriegsrecht vorsieht», schreibt die Menschenrechtsorganisation. «Im schlimmsten Fall haben sie die Zivilisten absichtlich angegriffen und müssen sich deshalb wegen Kriegsverbrechen verantworten.»
HRW forderte die israelische Armee auf, die Vorfälle zu untersuchen. Es ist bereits der sechste Bericht der Organisation über die dreiwöchige Offensive der israelischen Armee im Gazastreifen bis Mitte Januar. In den vergangenen Berichten warf HRW Israel wiederholt vor, gegen das Völkerrecht verstoßen zu haben.