Jerusalem. Ein Bericht von Amnesty International (AI) beschuldigt Israel, den Palästinensern das Wasser abzugraben. Jerusalem behauptet hingegen, sogar mehr Wasser zu liefern als notwendig.

Etwa 450 000 israelische Siedler verbrauchen mehr Wasser als 2,3 Millionen Palästinenser. Die Besatzung verwehre den Palästinensern die Nutzung ihrer eigenen Ressourcen, erklärt AI. „Wir sterben vor Durst“, sagt der Leiter der palästinensischen Wasserbehörde Shadad Atili.

Die Israelis protestieren: „Kein Tropfen fließt vom Westjordanland nach Israel“, sagt der israelische Beamte der Wasserbehörde, Baruch Nagar. Die Nutzung der gemeinsamen Ressource sei vertraglich geregelt. Das Osloabkommen von 1994, das nur bis 1999 gelten sollte, gestand der palästinensischen Autonomiebehörde (PA) 180 Millionen Kubikmeter (Kbm) zu, tatsächlich flössen aber 200 Mio Kbm. „Wir liefern den Palästinensern 20 Millionen Kbm zuviel“, sagt Nagar.

"Beide Seiten besitzen hier ein Videorecht"

Die Übergangslösung wurde derweil zu einer Dauereinrichtung. Ein gemeinsames Komitee entscheidet über jeden Brunnen, der im Westjordanland errichtet wird. „Beide Seiten besitzen hier ein Vetorecht“, bestätigt Jihad Baschir, ein palästinensischer Gesandte in einem der Ausschüsse, die israelische Version. Nagar widerspricht deswegen der Version von AI, das Abkommen diene der Unterdrückung.

AI bemängelt auch, dass 34 Prozent des Wassers in den Rohren der korrupten palästinensischen Wasserbehörde versickere. Außerdem meint Nagar: „Würden die Palästinenser mehr Wasser konservieren, recyceln, und Regenwasser auffangen, könnten sie ihre Ressourcen verdoppeln.”

Ein Großteil des israelischen Wassers stamme aus Entsalzungsanlagen und Recycling. Atili weist die israelische Kritik zurück: „Ich will, was uns zusteht“. Dies beinhalte auch ein Mitspracherecht darüber, wie viel Wasser Israel innerhalb seines Staatsgebietes abpumpe. So wird der Konflikt ums Wasser zu mehr als nur einem Streit ums kostbare Nass oder über Zahlen, sondern Ausdruck des politischen Kampfes beider Seiten.