Jerusalem. Als Gegenleistung für ein Video des 2006 entführten Gilad Schalit gibt Israel 20 inhaftierte Palästinenserinnen frei. Der Austausch gilt als Test für die Freilassung des israelischen Soldaten. Für ihn fordert die Hamas die Freilassung von 450 Gefangenen.
Israel hat am Freitag 19 weibliche palästinensische Häftlinge freigelassen. Als Gegenleistung erhielt die Regierung ein Lebenszeichen des vor mehr als drei Jahren entführten israelischen Soldat Gilad Schalit. Die Freilassung erfolgte, nachdem ein israelischer Unterhändler das Video gesehen und für authentisch befunden hatte. Unklar war zunächst, in welcher Verfassung sich Schalit bei den Aufnahmen befand. Israelische Behörden werteten das Video anschließend aus und kamen zu dem Schluss, dass Schalit gesund aussehe und flüssig spreche.
Die 19 Palästinenserinnen durften in den Gazastreifen und ins Westjordanland ausreisen. Sie wurden aus dem Frauengefängnis Hascharon in Kleinbussen zu den Grenzübergängen gebracht. 18 Frauen wurden im Westjordanland zunächst in eine Haftanstalt bei Ramallah gebracht; eine Gefangene kam in die südisraelische Stadt Aschkelon. Eine weitere Frau soll am Sonntag freikommen. Eine 15-jährige Palästinenserin wurde bereits am Donnerstag aus israelischer Haft entlassen.
Ein Test für den großen Austausch
An der Vereinbarung, die Gefangenen nach Erhalt des Videos freizulassen, waren neben ägyptischen auch deutsche Vermittler beteiligt. Das Abkommen gilt als Test für einen größeren Gefangenenaustausch zwischen Israel und den Palästinensern. Die Hamas fordert im Austausch gegen den Soldaten die Freilassung von 450 palästinensischen Gefangenen.
Schalit war im Juni 2006 von Extremisten im Gazastreifen entführt worden, die der Hamas nahestehen. Seitdem wurde er nicht mehr gesehen. Eine Freilassung des Soldaten würde einen zentralen Streitpunkt im israelisch-palästinensischen Verhältnis beseitigen. Israelische Regierungsmitglieder haben erklärt, die Blockade des Gazastreifens werde erst dann beendet, wenn Schalit wieder zu Hause sei.
Toter bei Einsturz von Schmugglertunnel
Beim Einsturz eines Schmugglertunnels unter der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten kam am Freitag ein junger Palästinenser ums Leben. Das teilte das Gesundheitsministerium in Gaza mit. Schmuggler haben ein Netzwerk an unterirdischen Tunneln geschaffen, um Güter in den nach einer Blockade Israels und Ägyptens abgeschotteten Gazastreifen zu schaffen. Die israelischen Truppen fliegen immer wieder Angriffe auf die Tunnel, und seit 2007 sind nach palästinensischen Angaben dort 127 Menschen ums Leben gekommen. (ap/afp)