Lübeck. Zwei Grünen-Politiker haben wegen der Störfälle im Kernkraftwerk Krümmel Strafanzeige gegen den Stromkonzern Vattenfall gestellt. Der schleswig-holsteinische Spitzenkandidat Konstantin von Notz und der Hamburger Manuel Sarrazin sprechen von einem "untragbaren Risiko".

Die neuerliche Panne im umstrittenen Atomkraftwerk Krümmel wird ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Der schleswig-holsteinische Grünen-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Konstantin von Notz, und der Hamburger Grünen-Bundestagsabgeordnete Manuel Sarrazin haben bei der Staatsanwaltschaft Lübeck Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der Anlage gestellt. «Die Störfälle der letzten Tage und die Parallelität der Geschehnisse zum Transformatorbrand vor zwei Jahren haben die Menschen stark beunruhigt und das Vertrauen in Vattenfall, so es denn je vorhanden war, zerstört», sagte Notz am Dienstag.

"Krümmel-Risiko untragbar"

Dass sich zwei Jahre nach dem Trafobrand «ein fast identischer Störfall» an einem Transformator ereignet habe, begründe den Verdacht einer groben Verletzung von verwaltungsrechtlichen Vorschriften, sagte Notz. Sarrazin betonte, «das Krümmel-Risiko ist für die Metropolregion Hamburg untragbar geworden». Aufgrund dessen Nähe zur Hansestadt sei es wichtig, «dass dieser Pannenreaktor endlich vom Netz geht».

Vorerst wird sich dieser Wunsch sogar erfüllen. Nach Betreiberangaben bleibt das Atomkraftwerk mehrere Monate vom Netz. Grund ist die Erneuerung beider Maschinentransformatoren, wie Vattenfall Europe am Dienstag mitteilte. Ein Kurzschluss in einem der Trafos hatte am Samstag eine Schnellabschaltung des Atommeilers in Geesthacht bei Hamburg ausgelöst.

20 Millionen Euro Gesamtkosten

Die Gesamtkosten betragen rund 20 Millionen Euro, wie Unternehmenssprecherin Barbara Meyer-Bukow auf ddp-Anfrage sagte. Die Transformatoren kosteten jeweils rund acht Millionen Euro. Hinzu kämen Kosten für ein neues Trafo-Haus. Der Ausfall der beiden schleswig-holsteinischen Reaktoren Brunsbüttel und Krümmel koste das Unternehmen täglich rund eine Million Euro.

Schleswig-Holsteins für Atomaufsicht zuständige Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) begrüßte die Entscheidung. Der Austausch der Transformatoren beende «jedoch nicht die grundsätzliche politische Debatte über eine Stilllegung von Krümmel», sagte sie.

Weiterhin Suche nach der Ursache

Vattenfall hat inzwischen nach Angaben des Sozialministeriums der Atomaufsicht die Reaktorschnellabschaltung vom Samstag fristgerecht als meldepflichtiges Ereignis der Kategorie N (Normalmeldung) mitgeteilt. Die Suche nach der Ursache für den Kurzschluss dauere an.

Unterdessen wurde der Kraftwerksleiter Hans-Dieter Lucht nach Vattenfall-Anfgaben auf eigenen Wunsch von seinen Aufgaben entbunden.

Noch keinen Monat wieder in Betrieb

Der Reaktor war am Samstagmittag per Schnellabschaltung vom Netz genommen worden. Aus bislang unbekanntem Grund war es zu einem Kurzschluss in einem Maschinentransformator gekommen. Ein baugleicher Transformator war Ende Juni 2007 nach einem Kurzschluss in Brand geraten. Daraufhin war der Meiler wegen Reparaturen knapp zwei Jahre lang vom Netz. Erst am 19. Juni 2009 hatte die Atomaufsicht das Wiederanfahren genehmigt. (ddp)