Berlin. Der US-Präsident stellt der Ukraine militärische Hilfe in Aussicht. Unter einer Bedingung. Die Ukraine scheint nicht abgeneigt.
Es ist ein typisch breitbeiniger Trump-Vorstoß: Der US-Präsident will für die weitere Unterstützung der Ukraine einen Deal. Er fordert von dem überfallenen Land die Lieferung sogenannter Seltener Erden. „Wir investieren Hunderte Milliarden Dollar. Sie haben großartige Seltene Erden“, sagte Donald Trump am Montag in Washington. In Europa stößt der Vorstoß auf Kritik, die unter Bedrängnis stehende ukrainische Regierung scheint ihm etwas abgewinnen zu können.
Trumps Forderung wirft ein Licht auf einen bislang wenig beachteten Aspekt des Kriegs in der Ukraine: Es ist auch ein Krieg um Rohstoffe. Das überfallene Land ist reich an Ressourcen. Im Jahr 2022 schätzte die kanadische Denkfabrik SecDev den Gesamtwert der ukrainischen Rohstoffe auf schwindelerregende 26 Billionen Dollar. Unter den Bodenschätzen sind Kohle, Öl, Gas, Gold, Eisenerze, Titanerze, Uran, Lithium und eben die Seltenen Erden, auf die der US-Präsident jetzt ein Auge geworfen hat. „Ich möchte Sicherheit bei den Seltenen Erden haben“, tönt Trump.
Auch interessant
![Russische Soldaten springen von einem T-90-Panzer ab. Die russische Armee ist bei ihrem Angriffskrieg gegen die Ukraine auf dem Vormarsch im Donbass. Demnächst dürfte auch ein wertvolles LIthium-Vorkommen in ihre Hände fallen: Die großen Rohstoffvorkommen der Ukraine sind nach Expertenschätzung ein heimlicher Grund für Russlands Überfall. Ukraine-Krieg - Ukraine](https://img.sparknews.funkemedien.de/407771778/407771778_1732705529_v1_1_200.jpeg)
Seltene Erden sind Metalle, die unverzichtbar sind für die Herstellung von Elektroautos oder Mobiltelefonen, die aber auch in der Rüstungsindustrie begehrt sind. Bislang dominiert China den Markt, also der größte geopolitische Rivale der USA. In der Ukraine soll es im sogenannten „ukrainischen Schild“, der vom Asowschen Meer im Südosten des Landes bis in den äußersten Nordwesten reicht, große Lagerstätten dieser strategisch wichtigen Metalle geben. Sie unter Kontrolle zu bringen und ausbeuten zu können, hieße, die Abhängigkeit von China zu verringern.
Trumps Vorstoß: Olaf Scholz reagierte empört
Die Russen kontrollieren durch die Besetzung weiter Teile des Donbass im Osten des Landes bereits einen großen Teil der ukrainischen fossilen Brennstoffvorkommen. Sie beuten Dutzende Kohle- oder Erdgasfelder aus, die der Ukraine gehören. Mitte Januar musste bei Pokrowsk die größte Kokskohle-Mine der Ukraine schließen, weil die russischen Streitkräfte auf die Stadt in der Region Donezk vorrücken. Damit ist die ukrainische Stahlproduktion gefährdet.
- Ex-Botschafter: „Ein Geschenk an Putin, der sich die Hände reibt“
- Seltene Erden: Krieg um Rohstoffe: Trump schlägt der Ukraine Deal vor
- Südkorea berichtet: Nordkoreanische Soldaten aus der Ukraine abgezogen
- Tote und Verletzte: Russland soll als Notunterkunft genutzte Schule bombardiert haben
Bei Kurachowe, ebenfalls in der Region Donezk, einer Kleinstadt, die Anfang des Jahres von den russischen Streitkräften eingenommen wurde, soll Lithium im Wert von Hunderten Milliarden Dollar im Boden liegen – einem Metall, das für die Batterieherstellung gebraucht wird. Auch diese Lagerstätte ist jetzt unter russischer Kontrolle.
![194150_1325_194150_cover.jpg 194150_1325_194150_cover.jpg](https://img.sparknews.funkemedien.de/407878758/407878758_1737459844_v1_1_200.jpeg)
Trumps Vorstoß ist nicht neu: Bereits im November hatte der republikanische Senator Lindsey Graham ein Abkommen zwischen den USA und der Ukraine über den Abbau von Seltenen Erden vorgeschlagen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reagierte empört auf die Forderung Trumps. Die Ressourcen des Landes müssten zur Finanzierung des Wiederaufbaus des Landes genutzt werden, sagte er am Rande des EU-Sondergipfels in Brüssel. „Es wäre sehr egoistisch, sehr selbstbezogen, wenn man sagt, wir verwenden das Geld, um die Unterstützung bei der Verteidigung zu finanzieren.“
- Experte: Trumps Gaza-Pläne: „Wir reden über schwerste Straftaten“
- 20-Jährige: Musk-Fanboys sollen Regierungsapparat umkrempeln
- Test-Ballon geplatzt: Trumps Strafzoll-Debakel: Erst drohen, dann kneifen
In der ukrainischen Regierung scheint man dem Vorschlag allerdings nicht abgeneigt zu sein. Die militärische Lage ist prekär, das Damoklesschwert eines Stopps der US-Militärhilfen bedroht die Existenz des Landes.
Die ukrainische Nachrichtenagentur RBC zitiert eine anonyme Quelle aus dem Büro des Präsidenten mit den Worten, ein solches Vorhaben sei ohnehin Teil des „Siegesplans“ von Wolodymyr Selenskyj. „Wir verfügen über besondere Ressourcen, darunter Seltene Erden, Uran, Lithium und Titan, und es ist wichtig, dass sie nicht in die Hände Russlands fallen.“ Deswegen habe der Präsident vorgeschlagen, diese Lagerstätten zu sichern und gemeinsam mit „Schlüsselpartnern“ auszubeuten.