Washington. Der jüngste Stunt des US-Präsidenten war überflüssig wie ein Kropf. Die Weltwirtschaft weiß nun, was Chaos „made in the USA“ bedeutet
Keine 24 Stunden nach der martialisch angekündigten Eröffnungsrunde in einem potenziell global ausufernden Handelskrieg hat Donald Trump abrupt beigedreht. Die ruinösen Strafzölle von 25 Prozent auf Import-Waren aus den Anrainer-Partnerländern Kanada und Mexiko sind bis auf Weiteres auf Eis gelegt.
Nach Telefonaten mit Präsidentin Claudia Sheinbaum und Premierminister Justin Trudeau wollte der US-Präsident seinem Publikum unterjubeln, dass allein sein harter „America First”-Druck zu substanziellen Zugeständnissen in Ottawa und Mexiko-City bei der Sicherung der amerikanischen Außengrenzen geführt habe. Trump sieht sie durch illegale Einwanderung und Transporte der ultra-tödlichen Droge Fentanyl in nicht mehr hinnehmbarem Maße perforiert.
Trudeau hatte bereits im Dezember Aufrüstung an der Grenze zugesagt
All das ist, wie so oft bei Trump, der sich penetrant der „Kunst des Deals” rühmt, größtenteils Theken-Gewäsch. Die Aufstockung des Sicherheitspersonals, zu der sich die Nachbarn angeblich verpflichtet haben, war bereits im Dezember weitgehend beschlossene Sache. Schon Vorgänger Joe Biden bekam von Mexiko dereinst vorübergehend 10.000 Nationalgardisten zusätzlich abgestellt.
![Justin Trudeau (li.) hat Donald Trump am Montag Dinge versprochen, die bereits seit Dezember feststanden. Hat sich der US-Präsident den Schneid abkaufen lassen? Justin Trudeau (li.) hat Donald Trump am Montag Dinge versprochen, die bereits seit Dezember feststanden. Hat sich der US-Präsident den Schneid abkaufen lassen?](https://img.sparknews.funkemedien.de/408225778/408225778_1738640128_v16_9_1200.jpeg)
Warum dann Trumps radikale Kehrtwende, nachdem doch noch am Sonntag vom Weißen Haus die Parole ausgegeben worden war, die Strafzölle (und die reziproke Antwort beider Nachbarländer darauf) würden Amerikas Endverbrauchern wahrscheinlich wehtun – das sei es aber wert in dem Bemühen, das Land zu neuer Größe zu führen.
Antwort: Trump hat, schlicht gesagt, Angst bekommen. Sein Strafzoll-Experiment hatte schon vor Inbetriebnahme am Montag weltweit die Aktienkurse fallen und die Ölpreise steigen lassen. Viele Währungen verloren gegenüber dem Dollar an Wert. Trumps Strafzoll-Gelüste hätten im Fall ihrer Umsetzung vor allem die eng mit Kanada und Mexiko verlinkten US-Autohersteller gebeutelt und damit zigtausende Wählerinnen und Wähler. Not good.
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So begrüßenswert die Deeskalation in letzter Minute auch ist (unterstellt, dass wir in 30 Tagen nicht die gleiche irrlichternde Diskussion bekommen), so sehr führt sie der Welt vor Augen, mit wem man es in Washington zu tun hat. Mit einem Chaos-Erzeuger, der nach Belieben droht und erpresst, um vor heimischem Publikum den starken Max zu geben. In Wahrheit ist Donald Trump schwach und planlos. Aber gefährlich.
![Auch Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum weiß den polternden Mann im Weißen Haus zu nehmen. Mexiko: USA setzen Zölle vorerst aus](https://img.sparknews.funkemedien.de/408225779/408225779_1738634098_v16_9_1200.jpeg)
Seine Zickzack-Handlungen, die demnächst wohl auch die Europäische Union abbekommen wird, laden weltwirtschaftlich gesehen zu Fehlkalkulationen geradezu ein. In den Chef-Etagen internationaler Konzerne wird man sich größere Investitionen in den mexikanisch-amerikanisch-kanadischen Wirtschaftsraum drei Mal überlegen. Weil nicht mehr garantiert ist, dass Lieferketten und Marktzugänge dort unangetastet bleiben.
Verwirrung und Angst aber sind die schlechtesten Begleiter auf dem Weg in das „Goldene Zeitalter”, das Trump seinen Wählern versprochen hat. Das wird ihn nicht davon abhalten, schon bald die nächste überflüssige Provokation zu starten. Nach dem geplatzten Test-Ballon mit den Strafzöllen für Mexiko und Kanada wird aber nicht mehr jeder hinhören. Was, wenn er es dann wirklich tut?
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