Berlin/Bonn.

Das Ergebnis der Wahl zum Bundespräsidenten machte bereits im Internet die Runde, als es offiziell noch gar nicht verkündet war. Der Bonner SPD-Politiker Ulrich Kelber hatte es beim Microbloggingdienst Twitter veröffentlicht. Kritik an diesem Vorgehen weist er im Interview zurück.

Norbert Lammert hatte Horst Köhlers Wiederwahl noch nicht verkündet, da war das Ergebnis schon bei Ihnen im Twitter-Account nachzulesen . Andere Twitterer stellten sofort die Frage: Darf der das?

Ulrich Kelber: Klar darf ich das. Es gibt kein Gesetz, das verhindert, dass ich das Ergebnis der Wahl zum Bundespräsidenten veröffentliche, wenn ich es erfahre. Wäre ich Schriftführer, dann wäre das ein Faux pas, vielleicht sogar einer, für den ich mit einer Rüge rechnen müsste. Aber als einfaches Mitglied ist das unproblematisch.

Allerdings müssen auch Sie die Info ja irgendwoher haben. Fällt das jetzt auf den Schriftführer zurück, der es ihnen gesagt hat?

Kelber: Es gibt 60 Schriftführerinnen und Schriftführer, zehn bis 15 davon waren an der Auszählung beteiligt. Ich schütze meine Quellen schon, keine Bange. Abgesehen davon: Es war einfach irgendwann der Punkt gekommen, an dem alle im Saal das Ergebnis kannten. Bei der CDU machte sich ein zufriedenes Grinsen breit, die Linkspartei erfuhr es gerade – ich saß schräg hinter Gysi und hab es mitbekommen. Auch bei der SPD ging die Info in dem Moment rum, und ich saß von den Politikern, die aus der Bundesversammlung getwittert haben, nun mal relativ weit vorne und habe es dadurch ein bisschen früher erfahren.

Warum haben Sie überhaupt von dort getwittert ?

Kelber: Ich glaube, dass die Leute daran Spaß haben, wenn sie von politischen Ereignissen solche Eindrücke bekommen. Ich habe mich bemüht, viel mit Fotos zu arbeiten: Wie füllt sich der Saal, wer wartet wo – wenn man die Ruhe dafür hat, dann geht das. Bei anderen Veranstaltungen, wo ich selbst auf dem Podium sitze, hätte ich keine Zeit, auch noch zu twittern. Aber hier hat es funktioniert Dass das auf Interesse stößt, merkt man schon allein daran, dass ich im Laufe des Tages fast 50 neue Follower bekommen habe.

Und wie geht der Tag nun weiter? Ein Bier mit dem wiedergewählten Bundespräsidenten?

Kelber: Ich bin schon auf dem Weg zum Flughafen, um kurz vor sieben lande ich heute Abend in Köln-Bonn. Von da fahre ich weiter nach Bonn, zum Fest der Demokratie.