Essen. Die Bundespräsidenten-Wahl ist etwas für Politik-Gourmets, ein staatstragendes Zeremoniell. Aber trist? Das muss da nicht sein, findet die CDU-Abgeordnete Julia Klöckner - und will das Ereignis, bei dem sie auch Schriftführerin ist, live twittern.

Die Politikerin hat Julia Klöckner eine offizielle Funktion bei der Wahl des Bundespräsidenten am Samstag: Sie ist Schriftführerin und Delegierte. Doch sie hat auch eine informelle Mission: den Bürgern das Geschehen in der Bundesversammlung näher zu bringen. Dazu setzt die CDU-Bundestagsabgeordnete auf den Microblogging-Dienst Twitter. Per Tweet kann auch der Durchschnittsbürger ein wenig dabei sein, wenn die Delegierten der Parteien am Samstag das nächste Staatsoberhaupt wählen.

Sie wollen am Samstag von der Wahl des Bundespräsidenten twittern. Ist das denn der Ernsthaftigkeit des Anlasses angemessen?

Julia Klöckner: Das hängt vor der Wortwahl ab, die man da nutzt. Der Wahlvorgang dauert mehrere Stunden, da kann man beobachten und twittern. Und der Vorabend gehört ja auch schon mit zur Vorbereitung dieser Bundesversammlung. Ich habe 140 Zeichen, in denen ich erläuterte, was geschieht, um es näher zu bringen - auch einem Publikum, das vielleicht nicht so viel Zeitung liest, das ein bisschen politikverdrossener ist.

Und dann können Informationen, die nah dran sind, nicht schaden.

Also, es kommt immer drauf an, was jemand in diesen 140 Zeichen schreibt und dementsprechend ist es dem Anlass angemessen oder eben nicht. Und ich habe vor, dem Anlass angemessen zu beschreiben, was gerade vor sich geht.

Und was dürfen wir erwarten? Den Stand der Auszählung oder auch Atmosphärisches?

Klöckner: Zum Einen haben wir heute Abend ein Treffen aller Unions-Delegierten. Die Kanzlerin und der Fraktionsvorsitzende reden. Es wird gezählt, ob alle da sind, und das Prozedere erläutert. Einige Informationen habe ich hierzu schon getwittert.

Zur Bundesversammlung selbst: Der Tag beginnt mit einem Gottesdienst. Alles andere erläutere ich auch, aber nicht direkt aus dem Auszählungsraum - das wäre der Situation nicht angemessen.

Was sagen denn Ihre Kollegen zu der Twitterei?

Klöckner: Einige machen mit. Wichtig ist, dass man was zu sagen hat und den richtigen Ton findet - also Banalitäten, dass man gerade aufgestanden ist, die Zähne putzt oder etwas isst, halte ich für überflüsssig. Das ist ein Geplapper, wovon ich wenig halte. Ich find’s gut, wenn man zentrale Sätze von Reden zum Beispiel twittert, oder wenn man vermittelt, wie etwas abläuft, damit andere das nachvollziehen können, die nicht dabei sind. Zum Twittern haben wir Zeit, denn die rund 1200 Personen der Bundesversammlung werden alle einzeln namentlich aufgerufen. Und das zieht sich, da wird zwischendrin nicht viel passieren.

Und wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Klöckner: Daran kommt man kaum vorbei. Kollegen haben mich auch darauf angesprochen - und dann habe ich mich einfach angemeldet und "losgezwitschert". Da liegt es nahe, dass ich auch von der Bundesversammlung berichte. Und ich hab mit einer regionalen Zeitung bei uns gesprochen, mit der Rhein-Zeitung, die das Ganze medial angekündigt hat. Und so wurde die Idee geboren.

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