Maastricht. . Niederländische DB-Tochter rollt den Nahverkehr in der NRW-Nachbarregion Limburg auf und verspricht dort emissionsfreien Nahverkehr bis 2025.
Seit 21 Jahren ist Marc van de Riet Busfahrer. Doch so gern wie zurzeit hat der Niederländer schon lange nicht mehr am Steuer gesessen. „Das hier ist mein erster E-Bus“, sagt van de Riet. Und wenn man ihn fragt, wie sich der Zwölf-Meter-Stadtbus der Marke VDL über Maastrichts glatt asphaltierte Straßen fahren lässt, gerät der Mann ins Schwärmen. „Super geht das“, sagt van de Riet und lobt die Durchzugskraft des Stromers ebenso wie dessen Fahrkomfort.
Im Vergleich zu üblichen Dieselbussen ist der E-Bus ein echter Leisetreter. Stoppt van de Riet an einer roten Ampel oder an der Haltestelle, ist der Bus die Ruhe selbst. Kein Brummen, keine Vibrationen. Erst etwa ab Tempo 30 sind im Innenraum Rollgeräusche vernehmbar.
Alle Verbindungen bis 2025 komplett schadstofffrei
Demnächst können sich alle Busfahrer im Nah- und Regionalverkehr der NRW-nahen Grenzregion Limburg und deren Provinzhauptstadt Maastricht über einen Arbeitsplatz freuen, wie Marc van de Riet ihn hat. Und mit ihnen hunderttausende Fahrgäste. Denn van de Riets Arbeitgeber, der Deutsche-Bahn-Ableger DB Arriva, betreibt seit diesem Jahr den kompletten Nahverkehr in Limburg und hat sich gegenüber der Regionalregierung auf ein ehrgeiziges Vorhaben verpflichtet.
Zentraler Bestandteil des zwei Milliarden Euro schweren Verkehrsvertrages der Auslandstochter der Bahn AG ist die feste Zusage, die täglich 700 Bahn- und 4500 Bus-Verbindungen bis 2025 komplett auf schadstofffreie Antriebe umzustellen.
Bei den 46 Regionalzügen, die unter Arriva-Flagge zwischen Maastricht, Roermond und Venlo, aber auch nach Aachen und ins belgische Liège pendeln, ist das schon heute der Fall. Fahrstrom beziehe Arriva Limburg ausschließlich aus regenerativen Quellen, betonte das Unternehmen gegenüber dieser Redaktion.
Die Serie im Überblick
- Editorial
- Wie die Uni Aachen den Elektroautomarkt aufmischen will
- Mülheimer Forscher setzt auf grünen Sprit statt Batterie
- Wenn bei Fahrzeugen nur Wasser aus dem Auspuff tropft
- Wann endet das Ölzeitalter?
- Radeln Berufspendler im Revier künftig zum Arbeitsplatz?
- Nahverkehr soll mit E-Bussen ausgestattet werden
- Darum ist die Formel E eine Rennserie der Zukunft
- Das würde ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen bringen
- Uwe Schneidewind zur Mobilitätswende: "Der Wandel in den Köpfen kommt“
- Die Menschen lieben ihre Autos wie Wohnzimmer auf Rädern
- Zukunft der Mobilität: 260 E-Busse für Maastricht bis 2025
- Binnenschiffe müssen sauberer werden
Innerhalb der nächsten acht Jahre, so die vertragliche Verpflichtung, sollen zudem sämtliche 260 Arriva-eigenen Dieselbusse und die der Subunternehmer durch Elektrobusse ersetzt werden. „Spätestens zur Jahreswende 2025/26 fahren wir in der Region rund um Maastricht also emissionsfrei. Das wurde von unserem Auftraggeber ausdrücklich gewünscht und ist Bestandteil unseres Verkehrsvertrages mit der Region Limburg.“, betonte Arriva-Niederlande-Chef Anne Hettinga jetzt im Gespräch mit Journalisten.
Wunsch des Auftraggebers
Der Vorstoß der DB-Tochter, die von ihrer Londoner Zentrale aus Nahverkehrsaktivitäten in 14 europäischen Ländern steuert und mit mehr als 60 000 Mitarbeitern rund fünf Milliarden Euro zum Gesamtumsatz des Staatskonzerns beiträgt, dürfte Verkehrsverantwortliche in NRW ins Grübeln bringen. Denn während man hierzulande Emissionsfreiheit derzeit bestenfalls als Absichtserklärung formuliert und bei der Anschaffung umweltfreundlicher E-Busse auf hohe Preise und fehlende Angebote marktreifer Fahrzeuge der großen Hersteller MAN und Mercedes verweist, geht die Bahn-Tochter im Nachbarland bei E-Bussen aufs Ganze.
Schon jetzt fahren rund um Maastricht 16 E-Busse der Marke VDL. Der niederländische Bus-Bauer darf für den Ausbau der E-Bus-Flotte als bevorzugter Partner gelten, auch wenn Arriva-Manager Hettinga offiziell betont, man stehe im engen Austausch mit verschiedenen Herstellern.
NRW: 13 zugelassene E-Busse im vergangenen Jahr
Aufgeladen werden die Maastrichter E-Busse über Nacht und tagsüber per Dach-Stromabnehmer an den Endhaltestellen. In NRW hingegen wurden im vergangenen Jahr gerade einmal 13 E-Busse zugelassen. Batteriebetriebene Linienbusse fahren nur vereinzelt, etwa in Köln, Bonn und Münster.
Die Oberhausener Stoag setzt seit zwei Jahren zwei Elektrobusse ein. Mitte 2018 soll es eine E-Bus-Verbindung zwischen Bottrop und Sterkrade geben. Die Ruhrbahn (Essen/Mülheim) immerhin hat sich von Gutachtern ausrechnen lassen, dass eine Umstellung ihrer 244 Fahrzeugen großen Busflotte auf E-Antrieb ein deutlicher Gewinn wäre. Für die Umwelt.