Hamburg. Das TV-Duell nutzt CDU und SPD: Beide haben in der Wählergunst zugelegt. Alle Oppositionsparteien mit Ausnahme der Grünen haben hingegen an Zustimmung verloren. Das Thema Afghanstan spielt für die Wähler hingegen kaum eine Rolle. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor.
Das Fernsehduell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier am Sonntag hat Union und SPD in der Wählergunst beflügelt. Bei einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage vom Tag nach der TV-Debatte legten sowohl CDU/CSU und SPD als auch beide Spitzenkandidaten persönlich zum Teil deutlich zu. Nach der Erhebung des Forsa-Instituts für «Stern» und RTL konnten sich die Unionsparteien von 35 auf 37 und die SPD von 21 auf 22 Prozent verbessern. Ihr Zuwachs ging zulasten der kleineren Parteien, vor allem der Linken und der FDP.
Fast alle Oppositionsparteien verlieren Punkte
Die Linkspartei war den Angaben zufolge bereits im Laufe der Woche um einen Punkt auf 13 Prozent gefallen und büßte bei der Blitzumfrage für den «Stern»/RTL-Wahltrend unter 1.008 Bundesbürgern weitere drei Prozentpunkte ein. Damit stehen sie jetzt nur noch bei 10 Prozent. Die FDP, die Ende der Woche 13 Prozent erreicht hatte, verschlechterte sich in der Blitzumfrage um einen Punkt auf 12 Prozent. Das ist der niedrigste Wert für die Liberalen in diesem Jahr. Im Februar hatten sie in der Umfrage ihren Höchstwert von 18 Prozent erzielt. Die Grünen kamen vor und nach dem TV-Duell auf 11 Prozent der Stimmen. Für sonstige Parteien würden 6 Prozent votieren.
Gemeinsam ergibt sich für Union und FDP mit 49 Punkten ein Vorsprung von vier Punkten vor SPD, Grünen und Linkspartei mit zusammen 45 Prozent.
Steinmeier gewinnt an Sympathie
An Sympathie gewannen am Tag nach dem TV-Duell auch die beiden Spitzenkandidaten von Union und SPD. Gefragt, wen sie direkt zum Kanzler wählen würden, nannten 56 Prozent Merkel, das ist ein Punkt mehr als Ende vergangener Woche. Steinmeier wollen nun 24 Prozent als Kanzler sehen, das entspricht sogar einem Zuwachs von vier Prozentpunkten gegenüber der Vorwoche.
Forsa-Chef Manfred Güllner erklärte die Gewinne für Union und SPD damit, dass das Fernsehduell zu einer Polarisierung auf die beiden großen Parteien geführt habe. Die Linke habe offenbar drastisch verloren, weil Steinmeier in der Debatte so stark auf das Thema soziale Gerechtigkeit gesetzt habe.
Afghanistan spielt kaum eine Rolle
Nach einer weiteren Umfrage wünscht sich eine deutliche Mehrheit der Deutschen weiter einen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Für die Stimmabgabe bei der Bundestagswahl spielt das Thema bei den meisten allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Der Forsa-Erhebung unter 1.000 Befragten für den «Stern» zufolge befürworten derzeit 55 Prozent einen Rückzug der deutschen Soldaten, 38 Prozent sprechen sich dagegen aus.
Der Trend einer immer stärkeren Ablehnung des militärischen Engagements am Hindukusch ist damit allerdings erstmals gebrochen. Noch im Juni hatten sich 61 Prozent für einen Rückzug der Bundeswehr ausgesprochen; damals waren kurz zuvor drei deutsche Soldaten ums Leben gekommen.
53 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass der in der vorvergangenen Woche von der Bundeswehr angeordnete Angriff auf zwei von den Taliban gekaperte Tanklaster das internationale Ansehen Deutschlands beschädigt hat, 39 Prozent sehen das nicht so. Auf die Frage «Hat die Haltung der Parteien zum Abzug der Bundeswehr Einfluss auf Ihre Wahlentscheidung?» antworteten aber nur 3 Prozent mit «sehr großen», 12 mit «großen» und 23 mit «weniger großen». Für 57 Prozent spielt Afghanistan bei der Bundestagswahl gar keine Rolle. (ap)