Witten. In gut einer Woche ist Bundestagswahl. Die Jugendlichen in Witten haben bereits gewählt. Wenn nur die Stimmen der Unter-18-Jährigen zählen würden, könnten sich demnach die Grünen und die SPD freuen – sie entschieden die Wahl vor der CDU für sich.
Insgesamt 630 Schüler haben sich in Witten an der bundesweiten Aktion „U 18” beteiligt, 614 der Stimmen waren gültig.
Und auch wenn das Ergebnis nicht repräsentativ ist, so sagt es doch etwas aus. „Es ist schon interessant, schließlich handelt es sich bei den meisten Jugendlichen um die Wähler der nächsten Bundestagswahl”, merkt Beate Hose an. Sie hat die Aktion, die in Witten zum ersten Mal durchgeführt wird, als Jugendreferentin der Evangelischen Jugend Johannis mitbetreut.
Wahlkabine "U 18"
Hinten in der Ecke steht eine blaue Pappbox mit der Aufschrift „U 18”. Sie dient als Wahlkabine der Jugendlichen und gewährleistet, dass sie beim Setzen des Kreuzes nicht beobachtet werden. Auch Anna Battenfeld dos Santos geht an diesem Abend hinter den Sichtschutz, um ihre Stimme abzugeben.
Die 16-Jährige wirft den Stimmzettel in einen grünen Pappschuh, der als Wahlurne dient. Sie nutzt die letzte Chance, bevor um 19 Uhr auch das letzte Wahllokal im Johannis-Zentrum schließt und die Wahlparty beginnt. Doch nicht nur in zwei Wahllokalen konnten die Unter-18-Jährigen ihr Kreuzchen setzen, sondern auch vier weiterführende Schulen wurden vom Wahlteam besucht.
Wahlalter auf 16 Jahren herabsetzen
„Ich finde gut, dass wir hier auch wählen dürfen, denn bei vielen Themen im Wahlkampf geht es um schulische Dinge”, sagt Anna. „Und die betreffen schließlich vor allem uns.” Das sieht Max Vollmer genauso. Er ist nur zwei Monate zu jung für die „richtige” Bundestagswahl und findet das sehr schade. „Man kann mit 16 Jahren kommunal wählen und es wäre fairer, wenn das auch für die Bundestagswahl gelte”, sagt der 17-Jährige.
Mit 16 Jahren seien die Jugendlichen reif genug, das finden die meisten an diesem Abend. Auch Anna-Lena Baloniak (16) ist für die Herabsetzung des Wahlalters. „Im Großen und Ganzen glaube ich, dass die Politiker die Jugendlichen nicht ernst genug nehmen”, sagt sie. Trotzdem verfolgt sie den Wahlkampf interessiert, schließlich gehe es da auch um ihre Zukunft.
Kurz vor 20.30 Uhr an diesem Abend sind die Stimmen ausgezählt. In einem Säulendiagramm werden die Ergebnisse übersichtlich zusammengefasst – wie bei der richtigen Wahl. Mit 630 abgegebenen Stimmen ist die Wahlbeteiligung höher als es Beate Hose erwartet hätte. Ihr Tipp für den Gewinner bei den Zweitstimmen bestätigt sich jedoch nach der Auszählung.
Die Grünen gewinnen vor der SPD
Die Grünen gewinnen mit 131 Stimmen und 21 Prozent, knapp gefolgt von der SPD mit 126 Stimmen und 20 Prozent. Die CDU schafft es auf Platz drei. Sie erhält 103 der U 18-Stimmen (17 Prozent).
Nur leicht verschiebt sich das Bild bei den Erststimmen. Hier kann Christel Humme von der SPD mit 35 Prozent die meisten Sympathien auf sich ziehen.
„Ich glaube schon, dass das Ergebnis Auskunft über die Bundestagswahl gibt”, sagt Jan-Hendrik Suckow (17). „Schließlich lassen sich viele Kinder und Jugendlichen von ihren Eltern beeinflussen.” Ob das Ergebnis wirklich übertragbar ist, wird er am 27. September ab 18 Uhr sehen, wenn die Wahllokale schließen. „Ich werde zusehen und gespannt sein.”