Nairobi. . Schwerbewaffnete stürmten drei Hotels – Familienväter wurden vor den Augen ihrer Familie getötet. Hinter dem Überfall steckt wieder die extremistische somalische Al-Shabab-Miliz, die bereits im September die Verantwortung für den Anschlag auf das Einkaufszentrum in Nairobi übernommen hatte.
Der blutigste Terroranschlag in Kenia seit dem Überfall auf das Einkaufszentrum „Westgate” in der Hauptstadt Nairobi hat in der Nacht zu Montag mindestens 60 Menschenleben gefordert. Augenzeugenberichten zufolge griffen rund 50 Islamisten in drei Minibussen am Sonntagabend das rund 30 Kilometer südwestlich des Touristenzentrums Lamu gelegene Städtchen Mpeketoni an.
Die Schwerbewaffneten attackierten in der Nacht zu Montag eine Polizeistation, eine Bank, eine Tankstelle sowie drei Hotels, in denen Gäste das Fußballspiel zwischen der Schweiz und Ecuador im Rahmen der Weltmeisterschaft verfolgten. Nach Berichten der Polizei trennten die Angreifer Männer von Frauen und Kindern und exekutierten zahlreiche Familienväter vor den Augen ihrer Angehörigen. Anschließend zündeten die immer wieder „Allah akbar“ rufenden Islamisten die Hotels sowie die Bank und ein Regierungsgebäude an.
Somalische Extremisten bedrohen auch Touristenorte
Hinter dem Überfall steckt wieder die extremistische somalische Al-Shabab-Miliz, die bereits im September die Verantwortung für den Anschlag auf das Einkaufszentrum in Nairobi übernommen hatte. Mpeketoni ist lediglich rund 130 Kilometer von der somalischen Grenze entfernt. Am Montag bekannte sich die somalische Islamisten-Miliz Al-Shabab in einem Schreiben an den arabischen Sender Al-Dschasira zu der Bluttat und kündigte weitere Aktionen an. "Macht euch gefasst auf die Verwüstungen des Krieges und dessen, was ihr mit eigener Hand gesät habt", heißt es.
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Kenia gilt als eines der schönsten Urlaubsziele der Welt: Im Süden locken schneeweiße Strände am glasklaren Indischen Ozean, und die Nationalparks wie Tsavo, Amboseli oder Massai Mara bieten alles, wovon Safarifans träumen. Aber seit somalische Islamisten in der Hauptstadt Nairobi und an der Küste rund um Mombasa immer wieder Terroranschläge verüben, liegt der für die Wirtschaft des Landes so wichtige Tourismussektor am Boden.
Reisehinweise verschärft
Mittlerweile kommen 70 bis 80 Prozent weniger Urlauber als früher üblich. Bereits vor mehreren Wochen haben zahlreiche westliche Staaten ihre Reisehinweise für Kenia verschärft, darunter auch Deutschland. „Das Schlimme sind aber nicht einmal die Stornierungen, sondern die Tatsache, dass es kaum neue Buchungen gibt“, erklärt heißt es aus Reisebüros. Viele Mitarbeiter der Branche wurden zuletzt in Zwangsurlaub geschickt – ob und wann sie zu ihren Arbeitsplätzen zurückkehren können, ist unklar.