Nairobi. Das kenianische Militär hat den Kampf gegen islamistische Terroristen nach zähem Ringen gewonnen. Aber der Anschlag endet in einem Blutbad. Dutzende Zivilisten und mehrere Soldaten sind tot. Die Identität der Angreifer ist noch immer unklar. Elf Verdächtige wurden festgenommen.

Das Geiseldrama in Kenias Hauptstadt Nairobi ist nach rund vier Tagen blutig beendet worden. "Wir haben die Angreifer besiegt und gedemütigt", erklärte Kenias Präsident Uhuru Kenyatta am am Dienstagabend in einer Fernsehansprache. Mehr als 70 Menschen wurden nach seinen Angaben während der Geiselnahme im Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi getötet. Zu dem Angriff bekannte sich die islamistische Shebab-Miliz.

"Unsere Verluste sind immens", erklärte der Staatschef. Unter den Opfern seien 61 Zivilisten und sechs Sicherheitskräfte. Fünf Geiselnehmer seien getötet worden. Noch seien nicht alle Opfer geborgen, fügte Kenyatta hinzu. Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden bei dem Angriff auch bis zu 200 Menschen verletzt. Mindestens 16 Ausländer wurden nach kenianischen Behördenangaben getötet.

Elf Verdächtige wurden festgenommen

Elf Verdächtige seien inhaftiert worden, sagte Kenyatta. Die Angreifer und ihre Hintermänner würden zur Rechenschaft gezogen. Unter den Angreifern sollen US-Bürger und weitere Ausländer gewesen sein. Kenyatta kündigte dazu forensische Untersuchungen an.

Das zehn- bis 15-köpfige Kommando der somalischen Shebab-Miliz hatte das bei begüterten Kenianern und Ausländern beliebte Einkaufszentrum am Samstag überfallen. Maskierte Milizionäre schossen mit Maschinengewehren und warfen Granaten.

Anschließend verschanzten sie sich mit Geiseln in dem Gebäude und lieferten sich tagelang Gefechte mit Sicherheitskräften. Als Grund für den Angriff nannten sie Kenias Militärintervention gegen die Shebab in Somalia. Sie drohten mit weiteren Anschlägen und Attacken, sollte Kenia seine Soldaten nicht abziehen.

Somalias Ministerpräsident verteidigt Kenias Einsatz in seinem Land

Der somalische Ministerpräsident Abdi Farah Shirdon verteidigte im TV-Sender France 24 den Einsatz Kenias in seinem Land. Beide Staaten "arbeiten gemeinsam gegen den Terror". Er sei sicher, dass die Shebab, die Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida hat, besiegt werde.

Die Miliz wies im Kurznachrichtendienst Twitter Spekulationen zurück, an ihrem Kommando sei eine Frau beteiligt gewesen. "Wir setzen unsere Schwestern bei solchen Aktionen nicht ein", hieß es. Zuvor hatte die kenianische Außenministerin Amina Mohamed angedeutet, die terrorverdächtige Britin Samantha Lewthwaite sei an dem Angriff beteiligt gewesen.

Opfer versteckten sich unter Autos oder stellten sich tot

Augenzeugen berichteten, die Shebab-Mitglieder hätten gezielt nicht-muslimische Geiseln getötet. Mehrere Überlebende sagten, sie hätten sich tot gestellt, unter Autos auf dem Parkplatz versteckt oder sich in Läden verbarrikadiert.

Unter den Todesopfern waren nach Aussagen von Freunden die hochschwangere Niederländerin Elif Yavuz und ihr Mann, der australisch-britische Architekt Ross Langdon. Ein Foto auf ihrer Facebook-Seite zeigte die Malaria-Expertin mit dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton. Dieser äußerte sich betroffen über den Tod der jungen Frau, die auch für seine Stiftung zur Bekämpfung von Aids und Malaria tätig war.

Weltweites Entsetzen über brutales Vorgehen der Geiselnehmer

Der blutige Überfall und die Geiselnahme lösten weltweit Entsetzen aus, zumal auch Kinder betroffen waren. Kenyatta ordnete am Dienstag eine dreitägige Staatstrauer an.

Der Angriff vom Samstag war der folgenschwerste in Kenia seit dem Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Nairobi, bei dem 1998 mehr als 200 Menschen getötet wurden. Das Westgate-Einkaufszentrum gehört in Teilen israelischen Geschäftsleuten. In Kenia hatte es in der Vergangenheit mehrfach auch Angriffe auf israelische Einrichtungen gegeben. (afp)