Nairobi/Berlin. Mindestens 72 Menschen starben bei dem Angriff von Attentätern auf ein Einkaufszentrum im kenianischen Nairobi. Nun sollen BKA-Experten helfen, den Anschlag aufzuklären. Die Kriminalbeamten sichern Spuren und helfen bei der Identifizierung von Leichen.
Bei der Aufklärung des Anschlags von Nairobi erhalten die kenianischen Behörden massive Hilfe aus dem Ausland, unter anderem vom Bundeskriminalamt (BKA). Sechs BKA-Experten seien nach Kenia entsandt worden, um Spuren zu sichern und bei der Identifizierung von Leichen behilflich zu sein, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Mittwoch. Bei dem mehr als dreitägigen Drama wurden mindestens 72 Menschen getötet.
Der kenianische Innenminister Joseph Ole Lenku teilte in Nairobi mit, dass neben den deutschen Experten auch aus den USA, Großbritannien, Israel und Kanada Verstärkung für die Aufklärungsarbeit nach Nairobi entsandt wurde. Mehr als zehn Attentäter hatten am Samstag das Einkaufszentrum Westgate Shopping Mall überfallen und dort zahlreiche Geiseln genommen.
Anschlag laut Medienbericht wochenlang vorbereitet
Der Anschlag auf das Einkaufszentrum wurde nach Informationen der "New York Times" wochenlang vorbereitet. Die Attentäter hätten in Somalia für den Überfall trainiert, in dem Einkaufszentrum zuvor Waffen deponiert und mit Komplizen in der Westgate Shopping Mall zusammengearbeitet, berichtete die Zeitung unter Berufung auf US-Regierungskreise. So hätten sie in dem Gebäudekomplex auch ein Maschinengewehr untergebracht, das dann gegen die kenianischen Sicherheitskräfte eingesetzt wurde.
Die Attentäter verfügten dem Bericht zufolge über genaue Lagepläne des Einkaufszentrums und kannten beispielsweise die Luftschächte. "Sie hatten im Inneren Komplizen, sie hatten Material vor Ort", sagte ein US-Regierungsvertreter dem Blatt. Es habe auch Attentäter gegeben, die über Wechselkleidung verfügten und als Zivilisten getarnt in dem Tumult entkommen konnten.
Mindestens 72 Menschen starben
Die Attentäter waren am Samstagmittag in den Gebäudekomplex vorgedrungen. Sie verschanzten sich mit Geiseln in dem Gebäude. Erst am Dienstagabend konnte der kenianische Präsident Uhuru Kenyatta das Geiseldrama für beendet erklären. Insgesamt gab es mindestens 72 Tote, darunter fünf kenianische Sicherheitskräfte, 16 Ausländer und fünf Attentäter, nach Angaben der islamistischen Shebab-Miliz aus Somalia, die sich zu dem Angriffs bekannte, gab es sogar 137 Tote. Das Rote Kreuz verzeichnete am Mittwoch weiter 71 Vermisste, das Gesundheitsministerium in Nairobi 240 Verletzte.
Auch am Mittwoch gab es keine Belege für die Behauptung, die sogenannte "weiße Witwe" aus Großbritannien könne in den Überfall verwickelt sein. Als "weiße Witwe" ist die 29-jährige Britin Samantha Lewthwaite bekannt, deren Mann zu den Londoner Selbstmordattentätern von 2005 zählte. Nach Informationen des südafrikanischen Senders eNCA tätigte Lewthwaite unter dem Namen Natalie Faye Webb in den vergangenen Jahren in Johannesburg mehrere Bank- und Immobiliengeschäfte. 2011 gaben die kenianischen Behörden eine Fahndung nach Lewthwaite aus, nachdem sie von Tansania aus mit einem südafrikanischen Pass eingereist war.
Am Mittwoch begann in Kenia eine dreitägige Staatstrauer. Sicherheitskräfte suchten den teilweise eingestürzten Gebäudekomplex des Einkaufszentrums nach weiteren Opfern und möglicherweise zurückgelassenem Sprengstoff ab. "Wir haben die Angreifer besiegt und gedemütigt", sagte Präsident Uhuru Kenyatta im Fernsehen. Elf Verdächtige seien inhaftiert worden, sagte Kenyatta. Die Angreifer und ihre Hintermänner würden zur Rechenschaft gezogen. Als Grund für den Angriff nannte die islamistische Shebab-Miliz die kenianische Militärintervention in Somalia.