Bangkok. . Ein Jahr nach dem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch hat sich die Lage für die Fabrikarbeiterinnen kaum gebessert. Die Mindeststandards werden nach wie vor meistens nicht eingehalten. Und die angekündigten Entschädigungen lassen noch immer auf sich warten.

Die schummrige zweite Etage der sechsstöckigen Fabrik ist der Albtraum jedes Feuerwehrmanns. Die Gänge stehen voller Kartons, die an einen Kunden gehen sollen. Hitze und Staub mischen sich zu einer atemraubenden Mischung. Im Treppenhaus liegt ein Feuerlöscheimer auf den Stufen, der vielleicht einmal mit Sand gefüllt war. Hier und da liegt ein Stück Schlauch herum, das vielleicht einmal zu einer Feuerlösch­ausrüstung gehört hat. Irgendwo rattert und poltert ein Generator, dass es in den Ohren schmerzt.

Der Strom in Tongi, einem mit Textilfabriken durchsetzten Elendsviertel in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka, ist wieder mal ausgefallen. Aber im fernen Europa – die EU übernimmt rund 60 Prozent von Bangladeschs Textilexporten – warten Auftraggeber auf ihre Ware. Also schuften die Frauen in der Textilfabrik im Takt des Generators in einem Gebäude, in dem ein Jahr nach dem Einsturz des Rana Plaza immer noch die unmenschlichen, lebensgefährlichen und kostengünstigen Arbeitsbedingungen herrschen, dank denen Bangladesch weltweit zur Nummer zwei der Textilexportnationen avancierte.

Opfer noch immer ohne volle Entschädigung

Die meisten der 28 westlichen Unternehmen, die in Rana Plaza fertigen ließen, waren schnell mit Beileidsbekundungen bei der Hand und haben bislang nichts in einen Entschädigungsfond gezahlt. Ganze 15 Millionen von erhofften 40 Millionen US-Dollar sind bislang erst geflossen. Keine Familie erhielt bislang die komplette zugesagte Entschädigung.

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Bangladeschs Textilfabrikanten versprachen nach der Katastrophe Besserung. Die Regierung, die jahrelang nur auf die Industrie gehört hatte, hob den Mindestlohn um 77 Prozent auf immer noch dürftige 68 US-Dollar monatlich an und erlaubte die Bildung von Gewerkschaften. Modemarken, deren Image wegen der miserablen Produktionsbedingungen Schaden zu nehmen drohte, bildeten je eine Vereinigung in den USA und Europa, um den knapp vier Millionen Textilarbeiterinnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

Aber die Fabrik in Dhakas Stadtteil Tongi ist dennoch eine wartende Katastrophe. „Diese Läden, die mit Wild-West-Methoden produzieren, werden sie nicht ausrotten können“, sagt der Besitzer einer Textilfabrik im Distrikt Gazipur, „es handelt sich um Subunternehmer. Sie springen ein, wenn unsere Kapazität nicht reicht.“ Weil viele Label jetzt bewusst nach „sauberen Unternehmen“ suchen, kann der Fabrikant sich mit seiner Vorzeigefabrik in Gazipur kaum vor Aufträgen retten.

Tote in Textilfabrik in Bangladesch

Firefighters try to control a fire inside a garment factory in the Bangladeshi town of Gazipur, 40 km (25 miles) north of the capital Dhaka October 9, 2013. Nine employees including three company managers died in the blaze that originated in the knitting section of Aswad Composite Mills factory, a sister concern of Paul Mall Group. About 50 workers were injured in the fire, whose cause had yet to be determined.  REUTERS/Andrew Biraj (BANGLADESH - Tags: DISASTER BUSINESS)
Firefighters try to control a fire inside a garment factory in the Bangladeshi town of Gazipur, 40 km (25 miles) north of the capital Dhaka October 9, 2013. Nine employees including three company managers died in the blaze that originated in the knitting section of Aswad Composite Mills factory, a sister concern of Paul Mall Group. About 50 workers were injured in the fire, whose cause had yet to be determined. REUTERS/Andrew Biraj (BANGLADESH - Tags: DISASTER BUSINESS) © REUTERS
Über Stunden kämpfte die Feuerwehr gegen die Flammen.
Über Stunden kämpfte die Feuerwehr gegen die Flammen. © REUTERS
Eigenen Angaben nach war die Feuerwehr erst eine Stunde, nachdem der Brand gemeldet worden war, am Einsatzort.
Eigenen Angaben nach war die Feuerwehr erst eine Stunde, nachdem der Brand gemeldet worden war, am Einsatzort. © REUTERS
Laut Arbeitern könnte das Feuer durch eine defekte Maschine entstanden sein.
Laut Arbeitern könnte das Feuer durch eine defekte Maschine entstanden sein. © REUTERS
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. © AFP
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. © AFP
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. © REUTERS
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. © REUTERS
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote. © AFP
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote. © AFP
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote. © AFP
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote. © AFP
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote. © AFP
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Der regierungsamtlich verordneten Mindestlohnerhöhung folgen ganze 40 Prozent der Fabriken. Arbeiter, die Gewerkschaften gründen wollen, werden weiter bedroht und gefeuert. Und als kürzlich die Feuerschutzvorschriften in vier Textilfabriken bemängelt wurden, bemühten sich die Besitzer keineswegs um Verbesserungen. Sie schlossen lieber die Tore und setzten 5000 Arbeiter kurzerhand auf die Straße.

Erstmals seit Jahren schwächelt der Textilexport, der mit mehr als 20 Milliarden US-Dollar rund 80 Prozent aller Ausfuhren darstellt. Der Besitzer der Fabrik in Gazipur ist dennoch zuversichtlich: „Bangladesch hat so viele billige Arbeitskräfte, dass wir immer konkurrenzfähig bleiben werden.“