Bönen/Düsseldorf. Der nordrhein-westfälische Textildiscounter Kik gerät unter Druck. In einem offenen Brief fordern mehrere Grünen-Abgeordnete weitere Konsequenzen nach dem Fabrikeinsturz in Bangladesch, der . Eine öffentliche Diskussion mit den Politikern lehnt Kik ab.
Nach dem Tod von mehr als tausend Menschen beim Einsturz eines Fabrikgebäudes in Bangladesch wächst der politische Druck auf den nordrhein-westfälischen Textildiscounter Kik. In einem offenen Brief forderten Bundes- und Landtagsabgeordnete der Grünen von der Kik-Unternehmensführung, „die Angehörigen der Opfer angemessen zu entschädigen“. Die Parlamentarier luden das Unternehmen auch zu einer öffentlichen Diskussion zum Thema „Fairer Handel, saubere Kleidung“ ein. Die Antwort von Kik kam prompt. Es war eine Absage.
Kik dürfe nicht mit einem auf niedrige Verkaufspreise abzielenden Geschäftsmodell billigend in Kauf nehmen, dass es gravierende Menschenrechtsverletzungen gebe, schrieben die Abgeordneten Daniela Schneckenburger (Dortmund), Andrea Asch (Köln) und Friedrich Ostendorff (Kamen) an Kik-Geschäftsführer Michael Arretz und Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub. Die Mülheimer Unternehmensgruppe Tengelmann (Kaiser’s, Obi, Netto, Tedi) ist auch an Kik beteiligt.
H&M, C&A, Zara, Esprit, Primark, Aldi, Lidl und Tchibo haben unterschrieben
Erste Verbesserungen in der Textilbranche zeichnen sich immerhin ab. Neben Kik hatten auch große Modeketten wie H&M, C&A, Zara, Mango, Esprit und Primark sowie die Einzelhändler Aldi Nord, Aldi Süd, Tchibo, Lidl und Rewe erklärt, sich an einer Kampagne für mehr Sicherheit in den Textilfabriken zu beteiligen. Gewerkschafter und Menschenrechtsaktivisten sahen darin eine historische Wende für die Bekleidungsindustrie in Bangladesch. In dem Abkommen sind unter anderem Sicherheitsinspektionen und die Verpflichtung zur Instandsetzung vorgesehen.
„KiK sieht in dem zum Teil sehr ehrgeizigen Ansatz der Allianz einen ersten Schritt zu einem tiefgreifenden Systemwechsel“, schrieb Kik-Geschäftsführer Michael Arretz in einem Antwortbrief an die Grünen. „Das Abkommen dient dem für das Land wichtigen Fortbestand der Textilindustrie in Bangladesch und schützt die Menschen vor Ort.“
Fragen zu Löhnen, Urlaubsregelungen oder Mutterschutz in Textilfabriken
Die Grünen-Abgeordneten forderten indes auch mehr Transparenz von Kik und formulierten zahlreiche Fragen zu Löhnen, Urlaubsregelungen oder Mutterschutz für die Beschäftigten in den asiatischen Textilfabriken. Außerdem sei es bislang nicht gelungen, einen Unternehmensvertreter für eine öffentliche Diskussion zum Thema „Fairer Handel, saubere Kleidung“ zu gewinnen, heißt es in dem offenen Brief. „Für uns gilt weiterhin der Leitsatz, dass wir lieber mit Ihnen als über Sie reden wollen“, schrieb das Grünen-Trio.
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Doch zu einer solchen Diskussionsrunde dürfte es vorerst nicht kommen. Auch die Fragen zum Lohn und den Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken blieben im Detail von Kik unbeantwortet, auf das Thema Entschädigung für die Hinterbliebenen ging das Unternehmen auch nicht ein. Kik-Geschäftsführer Arretz begründete seine Absage für eine Gesprächsrunde mit Zweifeln daran, dass die Grünen „tatsächlich ergebnisoffen, vorurteilsfrei und konstruktiv“ diskutieren würden.