Mülheim. . Der Mülheimer Arbeitskreis „Bangladesch und wir“ erinnert mit einer eindrucksvollen Lichter-Aktion an die 1134 Menschen, die vor einem Jahr beim Einsturz einer Textilfabrik in Dhaka ums Leben kamen. Am Fossilienweg werden Kerzen brennen. Weitere Aktionen und eine Ausstellung sind geplant.

Näherinnen in Bangladesch – was haben die mit uns zu tun? Eine Menge! Darauf und auf die oft unerträgliche Ausbeutung der Frauen, die selten mehr als 30 Euro im Monat verdienen, möchte der Mülheimer Arbeitskreis „Bangladesch und wir“ in den kommenden Wochen mit verschiedenen Aktionen hinweisen. Den Anfang macht in Kürze die bemerkenswerte Gedenkveranstaltung „Die unsichtbaren Näherinnen“, die erinnern soll an den Einsturz einer Textilfabrik, bei dem vor einem Jahr 1134 Menschen ihr Leben verloren.

Für jedes Todesopfer aus Dhaka brennt am Samstag, 26. April, bei uns in Mülheim eine Kerze: und zwar am Fossilienweg in Broich. Besucher sind zwischen 20.30 und 22.30 Uhr eingeladen zu einem besinnlichen Spaziergang mit musikalischer Begleitung. „Es geht darum innezuhalten und über die Ereignisse nachzudenken“, sagt Juliane Rytz (36), die zum Arbeitskreis gehört und selbst drei Jahre lang in Bangladesch gelebt hat.

Veranstalter wollen Info-Heftchen verteilen, er- und aufklären

Man werde Info-Heftchen verteilen, er- und aufklären. „Wir gedenken der Toten – aber wir erinnern auch an die Opfer, die noch leben.“ Manche Frauen sind gezeichnet durch Verletzungen, durch Amputationen. Anderen blieben körperliche Schäden erspart, seelische aber erlitten sie allemal. „Viele Frauen sind arbeitsunfähig und traumatisiert; sie trauen sich nicht mehr, mehrgeschossige Gebäude zu betreten.“ Vergessen dürfe man auch nicht das Leid derer, die zurückblieben. „Sie stehen seit der Tragödie oft ohne Unterhalt da.“

Auch mit anderen Veranstaltungen will der noch recht junge Arbeitskreis zum Nachdenken anregen. Denn eins müsse sich jeder klarmachen: „Die Lebens- und Arbeitsbedingungen dort haben etwas mit unseren Bedingungen zu tun“, sagt Rytz. Sie selbst habe vor Jahren gern billige Kleidung bei bekannten Modeketten gekauft – im Laufe der Jahre aber dämmerte ihr: So günstig geht es für uns nur, wenn andere dafür zahlen. Doch nicht allein die Konsumenten müssten umdenken, sondern vor allem müsse die Politik neue Wege beschreiten.

Entschädigung erfolgt nur schleppend

„Das eigentlich Skandalöse ist doch“, so ärgert sich Juliane Rytz, „dass bislang kaum eine von den Firmen, für die die betroffenen Textilarbeiterinnen zuletzt tätig waren, in den Entschädigungsfonds eingezahlt hat.“ Mindestens 40 Millionen US-Dollar – umgerechnet rund 29 Millionen Euro – würden für den Fonds gebraucht, um die nötigen Zahlungen für medizinische Kosten und Lohnausfälle zu ermöglichen. Bislang seien jedoch nur 15 Millionen Dollar gezahlt worden; das zeigten neue Zahlen.

Auch deutsche bzw. auf dem deutschen Markt präsente Firmen verweigerten bislang Zahlungen, so Rytz. Die Tengelmann-Tochter KiK habe zwar 500.000 US-Dollar zum Entschädigungsfonds der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) beigetragen, angesichts der Größe der Tengelmann-Gruppe sei diese Summe jedoch „viel zu gering“. KiK hat zudem angegeben, weitere 500 000 US-Dollar außerhalb des Fonds gespendet zu haben – für Projekte mit Hilfsorganisationen direkt vor Ort.

Drei Millionen Menschen arbeiten in den Textilfabriken

Was globalisiertes Produzieren bedeuten kann und wie die drei Millionen Menschen in den Textilfabriken darunter leiden, will der Arbeitskreis anhand einer Ausstellung zeigen: Diese ist vom 29. April bis 30. Mai im Medienhaus, Synagogenplatz 3, zu sehen und veranschaulicht am Beispiel der beliebten Outdoor-Kleidung, wie die Produktion vonstatten geht (Vernissage findet statt am 6. Mai, 18 Uhr).

Flankiert wird die Schau von einem landeskundlichen Abend am 12. Mai um 18 Uhr im Medienhaus. Und von einer Podiumsdiskussion mit Europaabgeordneten am selben Ort am 19. Mai, 18 Uhr.

Tote in Textilfabrik in Bangladesch

Firefighters try to control a fire inside a garment factory in the Bangladeshi town of Gazipur, 40 km (25 miles) north of the capital Dhaka October 9, 2013. Nine employees including three company managers died in the blaze that originated in the knitting section of Aswad Composite Mills factory, a sister concern of Paul Mall Group. About 50 workers were injured in the fire, whose cause had yet to be determined.  REUTERS/Andrew Biraj (BANGLADESH - Tags: DISASTER BUSINESS)
Firefighters try to control a fire inside a garment factory in the Bangladeshi town of Gazipur, 40 km (25 miles) north of the capital Dhaka October 9, 2013. Nine employees including three company managers died in the blaze that originated in the knitting section of Aswad Composite Mills factory, a sister concern of Paul Mall Group. About 50 workers were injured in the fire, whose cause had yet to be determined. REUTERS/Andrew Biraj (BANGLADESH - Tags: DISASTER BUSINESS) © REUTERS
Über Stunden kämpfte die Feuerwehr gegen die Flammen.
Über Stunden kämpfte die Feuerwehr gegen die Flammen. © REUTERS
Eigenen Angaben nach war die Feuerwehr erst eine Stunde, nachdem der Brand gemeldet worden war, am Einsatzort.
Eigenen Angaben nach war die Feuerwehr erst eine Stunde, nachdem der Brand gemeldet worden war, am Einsatzort. © REUTERS
Laut Arbeitern könnte das Feuer durch eine defekte Maschine entstanden sein.
Laut Arbeitern könnte das Feuer durch eine defekte Maschine entstanden sein. © REUTERS
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. © AFP
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. © AFP
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. © REUTERS
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. © REUTERS
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote. © AFP
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote. © AFP
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote. © AFP
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote. © AFP
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote.
Schon wieder hat es in einer Textilfabrik in Bangladesch gebrannt. Es gab mehrere Tote. © AFP
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