Dhaka. .
Rund zweieinhalb Monate nach dem verheerenden Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch haben 70 internationale Konzerne mehr Sicherheit in den Produktionsstätten versprochen. Seit gestern gilt für die Lieferanten der Textilketten ein Brandschutzabkommen, das die Arbeitssicherheit in den Werken garantieren soll. In den kommenden Monaten sollen nun Experten die Nähfabriken unter die Lupe nehmen, bei akuter Gefahr sollen diese umgehend geschlossen werden.
Das Abkommen wurde auch von zahlreichen deutschen Herstellern, darunter Adidas, C&A, Kaufhof, Karstadt, Metro und Tchibo unterzeichnet. Große US-Textilunternehmen wie Gap oder Walmart hingegen weigerten sich indes und plädierten für unternehmensinterne Selbstverpflichtungen.
Beim schlimmsten Industrieunglück in der Geschichte des Landes waren im April beim Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza am Rande der Hauptstadt Dhaka mehr als 1100 Menschen ums Leben gekommen. In dem Gebäude hatten auch zahlreiche internationale Konzerne Kleidung fertigen lassen. Bangladesch ist nach China weltweit zweitgrößter Produzent von Textilien. 80 Prozent der Exporte des Landes im Wert von umgerechnet rund 19 Milliarden Euro im Jahr sind Kleidung und Schuhe. Die Beschäftigten bekommen zum Teil nur umgerechnet 29 Euro im Monat.
Das neue Brandschutzabkommen ist für die Unterzeichner verpflichtend. Bis zum 15. Juli müssen sie zunächst alle ihre Lieferanten in Bangladesch offenlegen, damit feststeht, welche Fabriken kontrolliert werden müssen. Binnen neun Monaten sollen dann in tausenden betroffenen Näh-Fabriken zumindest vorläufige Inspektionen stattfinden.
Nur jede zehnte Fabrik ist sicher
Die aus internationalen und nationalen Experten zusammengesetzten Inspektorenteams stellen dann Pläne für eventuell notwendige Reparaturen und Renovierungen auf. Wo Gefahr für Leib und Leben droht, werden die Manufakturen umgehend geschlossen, teilte die Kampagne für saubere Kleidung (CCC) mit. Betroffene Abnehmer würden informiert und sollen in dieser Zeit weiterhin bezahlt werden. Eine Untersuchung von Experten aus Bangladesch hatte in der vergangenen Woche ergeben, dass nur eine von zehn untersuchten Textilfabriken sicher ist.