Essen. Wie schön, dass es Männer gibt. Aber wie wunderbar, dass man sich auch mal ohne sie treffen kann. Jedenfalls können das die meisten Frauen, wir können es nicht. Denn wir haben Timo und der kommt wieder wie Löwenzahn. Dabei haben wir alles versucht, um ihn loszuwerden.

Es gibt Situationen, in denen Männer weder notwendig noch erwünscht sind. Beziehungsprobleme oder körperliche Unpässlichkeiten zum Beispiel lassen sich besser in kleiner Frauenrunde diskutieren. Manchmal ist man einfach gern unter sich.

Ein Meister des sexistischen Bonmots

Leider gibt es mindestens einen Mann, der sich dieser Binsenweisheit entweder nicht bewusst ist oder sie geflissentlich ignoriert: Timo, Freund unserer Freundin Sabrina, unermüdlich in seinem steten Versuch, alle Aspekte ihres Lebens zu teilen.

Was tun? Irgendwann warf eine findige Freundin den Begriff „Frauenabend“ ins Spiel. Timo schaute treudoof: „Aber ich darf doch kommen, oder?“ Was sagt man da? „Zieh Leine“?

Und Timo stört: Wenn wir uns zu viert zum Eisessen verabreden, dann ist er garantiert dabei. Wenn wir einen Samstag in der Sauna verbringen, dann fläzt er sich in unserer Mitte. Nicht einmal vor erdbeerduftenden Gesichtsmasken schreckt er zurück. Dass der ungebetene Gast zudem ein Meister des sexistischen Bonmots ist, macht ihn nicht willkommener in unserem trauten Kreis.

Nerven töten mit Östrogen

Je länger das Problem andauerte, desto dringlicher wurde der Wunsch nach einer Lösung. Sabrina bei der nächsten Einladung übergehen? Ungern, wir hängen an ihr. Wir entschlossen, die Absurdität der Situation auf die Spitze zu treiben. Auch auf die Gefahr hin, einem verkappten Macho wie Timo damit in die Hände zu spielen, entschieden wir uns für konsequentes Nerven durch Östrogenthemen.

Wir stiegen niederschwellig ein beim nächsten Treffen. „So ein schönes Kleid“, tschirpte Jule schon an der Tür, während sie Sabrina um den Hals fiel. „Wo hast du das denn gefunden?“ „Hi Timo“, sagte Sophie und wendete ihm nahtlos den Rücken zu. „Du, Sabrina, da hab’ ich einen Nagellack, der hundertprozentig passen würde. Warte, ich hol den mal.“ „Ach, ich wollt ja eigentlich auch was Kurzes tragen“, fiel Tine ein. „Aber nach dem Epilieren habe ich wieder diese roten Pusteln an den Beinen. Das bringt’s auch nicht, oder? Bei mir hält das auch kaum länger als Nassrasur, und es tut schon ziemlich weh.“ „Also ich mag es, wenn Frauen rasiert sind. An den Beinen“, schob Timo mit anzüglichem Grinsen dazwischen. „Ich mag das, wenn Männer gewachst sind“, konterte Tine. Timo schluckte ein wenig und griff sich eine Banane. Treffer, dachte ich.

Was findet die an ihm?

Nicht nachlassen jetzt. Mit Kommentaren zu weiblichen Problemzonen hat sich noch jeder verschrecken lassen. „Sagt mal, ich hab neulich Susanne in der Stadt getroffen. Die hat auch ganz schön zugelegt“, merke ich an. „Jaaa!“, stimmte Sophie ein. „Die nimmt aber seit Februar auch wieder die Pille, hat sie mir erzählt.“ „Aber dafür hat sie auch jetzt richtig Holz vor der Hütte“, warf Sabrinas Liebster kennerhaft ein. Was findet Sabrina eigentlich an dem?, empörte es sich in mir.

Na, warte, dachte ich. Schwangerschaft, inklusive aller Komplikationen! Ein Thema, bei dem noch jede behagliche Cocktail-Runde gesprengt hat. „Erinnert ihr euch noch an die Uta, die ein Jahr vor uns Abi gemacht hat? Die ist jetzt schwanger.“ – „Ja, und die hat wohl ziemlich Beschwerden“, wusste Jule. „Übelkeit und so.“ „Ich finde das unsexy, wenn Frauen so dick werden“, gab Timo kund. „Jaja“, sympathisierte ich scheinheilig. „Meine Cousine hat üble Orangenhaut bekommen. Aber richtig fies stelle ich mir ja so einen Dammschnitt vor. Und dann hatte sie auch Probleme mit dem Stillen, ständig war alles entzündet.“

Nervöser Schluckauf

„Können wir über was anderes reden?“, fragte Timo beklommen. „Willst du denn nicht mal irgendwann Kinder?“, bohrte Sabrina. Während ich verzweifelt versuchte, nicht zu gähnen, bekam Tine einen nervösen Schluckauf. In die Stille hinein machte sich Timo eine Bierflasche auf

Es wurde ein anstrengender Abend, Schwerarbeit. Wir hechelten uns durch Frisuren, Zeitschriften und Liebesfilme und wir widmeten mindestens zwanzig Minuten der alten Frage, ob Brad Pitt in „Troja“ nicht doch auf unattraktive Weise übertrainiert ist. Wir hätten gern über andere Dinge gesprochen, aber wir behielten das Ziel im Auge: Timo vergrätzen, und wenn es dazu einen Sofaabend mit den Desperate Housewives braucht.

Das Schlimme ist: Es hat nicht einmal geholfen, alle Opfer waren umsonst. Noch während er in die Jacke schlüpfte, lud sich Timo zum nächsten Kinoabend ein. Offenbar will er unbedingt eine von uns sein. Da hilft wohl nur eine Lösung auf chirurgischem Wege.

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