Düsseldorf. Immer mehr Winzer in Deutschland stellen ihre Produktion auf ökologisch erzeugte Weine um. Weinbaubetriebe stellen mit dem Umstieg auf die Bioweinproduktion auch eine qualitative Verbesserung fest. Die Anbauflächen haben sich von 2006 bis 2011 mehr als verdoppelt.

Bio, Bio, Bio – ohne Bio geht gar nichts mehr. Wurde ja auch Zeit. Und alle haben etwas davon. Die Wein-Erzeuger, weil die Mehrarbeit auch finanziell lukrativ ist. Die Natur, weil sie weniger belastet ist. Und die Weinsympathisanten, weil sie nicht nur gute Qualitäten, sondern auch unbelastete Weine bekommen. Auch in Deutschland ist die Trendfarbe in der Rebenbranche Grün. Davon konnten sich jüngst auch die Fachbesucher auf der ProWein in Düsseldorf überzeugen. Spitzenbetriebe, Familienunternehmen, aber auch immer mehr Genossenschaften zeigen, dass ökologisch oder biologisch-dynamisch erzeugte Weine von herausragender Qualität sein können.

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Von Lars von der Gönna

Die Anbauflächen im Öko-Weinbau haben sich hierzulande von 2006 bis 2011 mehr als verdoppelt. Und für die kommenden Jahre sei mit weiterem Wachstum zu rechnen, schätzt das Deutsche Weininstitut (DWI). In Deutschland wurden 2011 mit 6900 Hektar rund sieben Prozent der Rebfläche ökologisch bewirtschaftet. „Diese Zahlen umfassen auch Weinberge, die sich in der dreijährigen Umstellungsphase vom konventionellen zum ökologischen Weinbau befinden“, erläutert DWI-Experte Ernst Büscher.

Winzer stellen mit Umstieg auf Bioweine eine qualitative Verbesserung fest

Zahlreiche Weinbaubetriebe haben durch den Umstieg auf die Bioweinproduktion auch eine qualitative Verbesserung ihrer Weine festgestellt. Viele von ihnen tragen die ökologische Wirtschaftsweise aber gar nicht groß nach außen, da diese für sie eine Selbstverständlichkeit ist. Im biologischen Weinanbau steht das Ziel im Vordergrund, das ausbalancierte Ökosystem Weinberg zu erhalten. Dafür wird auf alle chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel ebenso verzichtet wie auf künstlich hergestellte Dünger. Die Umstellungsphase vom konventionellen zum ökologischen Weinbau dauert drei Jahre.

Bioweine sind am Gemeinschaftslogo der EU zu erkennen

Mit dem Jahrgang 2012 gilt erstmals eine neue EU-Verordnung, in der auch der kellertechnische Ausbau von Bioweinen geregelt ist. So wurden beispielsweise für Bioweine die Grenzwerte für die maximalen Schwefelgehalte im Vergleich zu den konventionell hergestellten Weinen leicht abgesenkt. Daneben wird auf einige Weinbehandlungsstoffe verzichtet.

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Von Katja Büchsenschütz

Einige müssen ökologischen Ursprungs sein und auch der Verzicht auf jede Gentechnik, etwa bei den Hefen, ist vorgeschrieben. Weine des aktuellen Jahrgangs, die nach den neuen Vorgaben produziert wurden, können nun als Ökologischer Wein, Öko-Wein, oder Bio-Wein bezeichnet werden. Zu erkennen sind sie an dem neuen Gemeinschaftslogo der EU.

Weil die biologische Anbauweise in der Regel zu kleineren Ernteerträgen führt, sind Bioweine häufig qualitativ hochwertige Weine, die oft besonders gut die Eigenschaften des Terroir – des jeweiligen Bodens und des Klimas – in ihrem Geschmack wiedergeben. Dennoch kann man sie geschmacklich nicht von qualitativ gleichwertigen Weinen aus herkömmlichem Anbau unterscheiden. „Bio ist mittlerweile ein Zusatznutzen, den der Verbraucher mit einkauft. Er verbindet mit dem Begriff eine höherwertige Qualität und will dadurch ein Stück weit zu einer umweltschonenden Produktion von Lebensmitteln beitragen“, sagt Büscher.

Viele junge Betriebsleiter setzen auf ökologischen Anbau

Schauplatzwechsel: Rheinhessen, das größte der 13 deutschen Anbaugebiete. In Gau-Heppenheim, einem 500-Seelen-Ort, bewirtschaftet die Familie Roll seit 2004 ihre 18 Hektar Weinberge nach den Richtlinien des ökologischen Weinbaus. „Wenn man auf Qualität setzt, kommt man an Bio nicht vorbei“, sagt Kellermeister Andreas Roll.

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Die Reben-Koryphäe sieht diesbezüglich eine interessante Entwicklung in einer Region, die nicht gerade als vinophile Innovations-Lokomotive gilt. Rheinhessen befindet sich im Wandel. Viele junge Betriebsleiter setzen den ökologischen Anbau gegen den Willen der Eltern durch.

Die nationale Historie zeigt: Ökowinzer waren schon immer Vorreiter im Weinbau. „Viele Methoden des Ökoanbaus sind heute Standard im Weinbau“, bestätigt Büscher. Dazu zählen etwa der Einsatz von nützlichen Insekten zur Schädlingsbekämpfung, die Begrünung der Rebzeilen oder aber auch das Bemühen, das ökologische Gleichgewicht im Weinberg aufrecht zu erhalten.