Essen/Hannover. Vom dreisten Abklatsch ohne Chancen auf einen Sieg beim Eurovision Song Contest sprechen wütende Fans im Netz. Viele hätten lieber die Blas-Combo LaBrassBanda oder das Retro-Mädchen Betty Dittrich anstatt Cascada nach Schweden geschickt. Über allem steht ihr Frust über das Auswahlverfahren bei “Unser Star für Malmö“.
ESC-Fans streiten sich: Der Sieger-Song „Glourious“ von Cascada sei ein billiges Plagiat des Vorjahressiegers „Euphoria“ von Loreen, sagen die einen. Andere räumen dem Disco-Dance aus Bonn realistische Gewinnerchancen beim Eurovision Song Contest ein. Über allem steht allerdings der Frust über das komplizierte Auswahlverfahrens bei „Unser Star für Malmö“.
Um unter den zwölf Teilnehmern des Vorentscheids den Interpreten zu ermitteln, der Deutschland beim Eurovision Song Contest 2013 vertreten soll, wurden drei Wertungen verrechnet: die Beurteilung einer fünfköpfigen Jury, eine Abstimmung von Hörern der zwölf jungen Wellen der ARD und ein aktuelles Zuschauer-Voting. „Erstaunlich, wie die Expertenmeinung am Geschmack des Publikums vorbei ging“, wundert sich User Herby52. Und Pe Di schreibt: "Peinlich das Ergebnis einer absolut nicht hochkarätigen Jury, und dass diese Hand voll Stimmen die Millionen anderer Stimmen ad absurdum führen konnten. Mit demokratischen Mehrheiten hat das nichts zu tun, aber auch gar nichts."
Auch interessant
Journalist und ESC-Experte Jan Feddersen prognostiziert Deutschland mit Cascada schlechte Chancen beim Wettbewerb in Schweden: „Schade, dass sie mutmaßlich in Malmö nicht besonders gut abschneiden werden.“ Das schreibt er in seinem ESC-Blog. Ohne die Wertung der Jury - gerade einmal ein Punkt - wäre die Combo LaBrassBanda ins Rennen gegangen. Sie werden als Sieger der Herzen gehandelt. Bandleader Stefan Dettl verspricht, dass es die Jungs vom Chiemsee 2014 wieder versuchen wollen. Bis auf Einslive haben der Band alle Radiowellen „twelve points“ – die Höchstwertung gegeben.
"Unser Schrott für Malmö"
Entsprechend sauer sind darum viele ESC-Fans: „Presswurst-Kleid, Hackbällchen, Dance-Lalala: Unser Schrott für Malmö“, twittert zum Beispiel User lautde. Von frechem Abklatsch, einem dreisten Plagiat und langweiliger Imitation des „deutschen Copycat“ ist die Rede – und davon, dass sich der kommerzielle Mainstream wieder durchgesetzt habe. Viele prognostizieren: „Wir werden uns einfach nur Fremdschämen“, und sehen Deutschland auf den letzten Rängen abschneiden.
„Ich möchte nicht in einem Land leben, dass Cascada zum ESC schickt“, sagt ein weiterer Twitterer. Facebook-User Syl Tau zweifelt nicht nur an der Qualität des Songs, sondern auch an den sängerischen Fähigkeiten von Natalie Horler: „Ich finde es auch arg schlimm. Noch dazu Text vergessen, Sprung in der Scheibe gleich am Anfang. Das Outfit ist doch mega-out.“ Andere zielen auf ihre Figur ab: “Fat blonde german women? Only a few points from eastern europe, I guess...”, postet Jean-Paul Zatapathique aus Monaco.
Es gibt auch positives Feedback
Auch interessant
Dabei sehen viele nicht, wie erfolgreich Cascada gerade im Ausland ist, darauf verweist User roXx81 auf Twitter: „Leute, die Frau hatte schon mehr Erfolg als ihr jemals haben werdet.“ Viele Reaktionen sind darum auch positiv. User Mystery1887 schreibt: „Endlich mal jeder beim ESC, den ich auch mag :) - Verdient gewonnen! Go Cascada!“ Prinz Anna meint: „Der Cascada-Song macht gute Laune, fand Euphoria von Loreen ja auch schon super.“
Auch der ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber verteidigte am Freitag das Jury-Urteil. "Die haben sich unter anderem mit der Frage beschäftigt, wer die größten Erfolgsaussichten in Europa hat", sagte der Verantwortliche der Sendung. Die Jurymitglieder hätten großen Wert auf ihre Unabhängigkeit gelegt. Außerdem habe die Bonner Dance-Pop-Band Cascada auch in der Gunst der TV-Zuschauer weit vorne gelegen. (mit dpa)