Essen. Cascada, die Bonner Kombo um Sängerin Natalie Hörler, vertreten Deutschland beim Eurovision Song Kontext 2013 im schwedischen Malmö. Die Auswahl beim Vorentscheid in der ARD war – mit wenigen Ausnahmen – mittelmäßig. „Glorious“ erinnert stark an den Vorjahressiegertitel von Loreen. Kompliziertes Abstimmungsverfahren irritierte.
Eingängiger Text und einfacher Rhythmus: So klingt Deutschlands Beitrag zum Eurovision Song Kontext 2012. Mit Disco-Dance-Pop geht Cascada am 18. Mai beim europäischen Sängerwettstreit an den Start. Ihr Song für Malmö heißt „Glorious“. Glorreich war der Vorentscheid-Abend in der ARD allerdings weniger.
Ein Abend, zwölf Teilnehmer und am Ende ein kompliziertes Abstimmverfahren. Ein deutscher ESC-Vorentscheid ohne Stefan Raab. Zurück zu den Wurzeln, zur Veranstaltung an einem Abend, hieß es da am Donnerstag. Statt Casting und wochenweisen Sendungen gab es die Entscheidung nach etwas über zwei Stunden. Kein Mitleiden mit den Kandidaten, keine persönlichen Geschichten – am Donnerstag sollte es auf die Musik ankommen. Eigentlich. Doch die präsentierte sich leider viel zu oft langweilig, eintönig und mittelmäßig.
Anke Engelke glänzte beim ESC-Vorentscheid
Annähernd glorreich war an diesem Abend nur eine: Anke Engelke, die charmant durch den Abend leitete und gleich zu Beginn der Sendung klarstellte: „Alle singen hier live, nur meine Moderation kommt vom Band.“ Da verzeiht ihr der Zuschauer auch gerne, dass sie bei der Vorwahl der Telefonnummer mal eine Ziffer vergaß.
Und ebenso charmant erklärte Anke Engelke das Voting-Verfahren: „Das wird gedingst und gebumst und noch mal multipliziert. Das ist höhere Mathematik. Das würden Sie eh nicht verstehen.“ Recht hatte sie. Ein Drittel der Stimmen kamen von den Hörern der „jungen Wellen“ des öffentlich-rechtlichen Radios, ein Drittel von der Jury um Präsidentin Mary Roos und ein Drittel von den Zuschauern. So weit haben wir es auch verstanden. Aber was das wie zusammengerechnet wurde, war dann nicht jedem vor dem Bildschirm klar. Hier ist offenbar im nächsten Jahr eine Transparenzoffensive nötig.
Diskussion um Sieg von Cascada
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Wer oder was tummelte sich außer Cascada auf der Bühne? Ganz vorne sahen die Radio-Zuhörer die bayrische Band LaBrassBanda. Die barfüßigen Blasmusiker rockten. Eine echte Bereicherung für die Show. Und sie versprachen sogar: Sollten sie gewinnen, geht es mit Traktor samt Anhänger gen Malmö. Doch von der Jury, Mary Ross, Tim Bendzko, Roman Lob, Anna Loos und Peter Urban, gab es gerade mal einen Punkt. Da ging nicht nur ein Raunen durch die Halle in Hannover. Auch ESC-Blogger Jan Feddersen schien in seinem Blog-Eintrag unter dem Titel „Fehlentscheidung?“ nach der Show nicht sonderlich begeistert davon.
Bei Twitter hatten sich Sänger Casper und Moderator Michael Dietz schon vor der Show für Betty Dietrich stark gemacht. Auch für die süße Schwedin mit dem Lana del Ray-Schlafzimmer-Blick, die aus Malmö stammt und in Berlin lebt, hat es nicht gereicht.
Duisburger Band Mobilée zeigte lockeren Charme
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Eines der besten Vorstellunsgsvideos hatte übrigens die Duisburger Band Mobilée. Ihr Auftritt im Wohnzimmer-Look war solide, ihr Video aber hatte diesen lockeren Charme, Laissez-faire, sich selbst und das ESC-Brimbamborium nicht ganz so ernst zu nehmen.
Und dann gingen eben noch ganz ungewöhnliche Sängertruppen an den Start: Die Priester und Mojca Erdmann mit einem christlichen Popsong. Während der weiße Rauch im Vatikan erst empor steigen wird, wenn der neue Pontifex feststeht, waren die drei Geistlichen und die blonde Sängerin schon mal ordentlich eingeräuchert in weißen Show-Qualm. Der Vatikan und Liechtenstein sind übrigens die einzigen europäischen Länder, die noch nie am ESC teilgenommen haben.
"Unser Song für Malmö" erinnert an Sieger-Song von Loreen
Die Formation Cascada fährt also nach Malmö. Das Ergebnis des Vorentscheids scheint nicht verwunderlich: Das Dance-Trio aus Bonn tummelt sich seit Jahren in diversen europäischen Chartlisten, trifft offenbar den Geschmack einer großen Masse. Ein Lied mit Siegerqualitäten? Der Song „Glorious“ erinnert jedenfalls stark an die Nummer von Vorjahressiegerin Loreen. Schon kurz nach Ende der Sendung wurde das erste Vergleichsvideo bei Youtube hochgeladen. Und das ist weniger glorreich.
Kandidaten für den ESC