Moroni/Paris. Es ist ein Wunder: Ein Mensch hat den Absturz des Flugzeuges der jemenitischen Gesellschaft Yemenia überlebt. Die Rettungsmannschaften haben ein 14-jähriges Mädchen aus den Fluten geborgen.

Einen Monat nach der Katastrophe mit einem Air-France-Flugzeug über dem Atlantik ist erneut ein Airbus abgestürzt. Die Maschine des Typs A310 der jemenitischen Gesellschaft Yemenia verunglückte in der Nacht zum Dienstag mit 153 Menschen an Bord kurz vor der Landung auf den Komoren. Bei dem bislang einzigen lebend geborgenen Insassen handelt es sich nach Angaben von Rettungskräften um ein 14-jähriges Mädchen. Die Überlebende sei in «keinem beunruhigenden» Zustand, sagte eine Sprecherin des komorischen Roten Kreuzes am Dienstag. Demnach wurde das Mädchen in ein Krankenhaus in Moroni gebracht, der Hauptstadt der Komoren. Bei der 14-jährigen handele es sich um die bislang einzige Überlebende des Unglücks, sagte die Sprecherin. Zuvor hatten Rettungskräfte noch angegeben, ein etwa fünf Jahre altes Kind lebend geborgen zu haben.

Verwandte sahen Maschine noch im Anflug

Nach Angaben der komorischen Regierung stürzte die Maschine 20 Kilometer von der Hauptinsel Grande-Comore ins Meer. Augenzeugen am Flughafen der Hauptstadt Moroni sahen die Maschine noch im Anflug. «Ich bin dann ins Gebäude gegangen, um meine Mutter abzuholen», sagte der Komorer Moussa Boina. «Aber es gab kein Flugzeug.» Laut der komorischen Luftfahrtbehörde war das Wetter schlecht gewesen, als der Kontakt zu dem Airbus abbrach. Yemenia sprach von Windböen von über 110 Stundenkilometern.

Wie durch ein Wunder gab es einen Überlebenden. Nach Angaben des Roten Halbmonds und eines Krankenhaus-Arztes in Moroni wurde ein etwa fünf Jahre altes Kind von Bergungsmannschaften «auf dem Wasser treibend» gefunden. Laut dem Einsatzleiter des Roten Halbmondes auf den Komoren fanden Fischer vor der Inselgruppe zudem etliche Gegenstände wie Handtaschen und Gepäckstücke, die offenbar verunglückten Passagieren gehörten. Ein Suchflugzeug sichtete Leichen und Teile des Flugzeugrumpfs im Meer. Die Bergungsarbeiten wurden durch schlechtes Wetter behindert.

Flugzeug fiel bereits 2007 durch starke Mängel auf

Der 19 Jahre alte Airbus A310-200 war in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa gestartet. Er hatte auch Passagiere aufgenommen, die vorher mit einem anderen Flugzeug aus Paris kamen. In der Unglücksmaschine mit der Flugnummer IY626 waren elf Besatzungsmitglieder und 142 Fluggäste, darunter 66 Franzosen. Das Flugzeug sei in Frankreich 2007 durch «sehr viele Mängel» aufgefallen, sagte der französische Verkehrsstaatssekretär Dominique Bussereau in Paris. Yemenia erklärte dagegen, das Flugzeug sei «technisch einwandfrei» und die von erwähnten Mängel «unbedeutend» gewesen.

Nach einem EU-Dokument entging Yemenia in Europa im vergangenen Jahr aber nur knapp der Aufnahme in die «Schwarze Liste» unsicherer Fluggesellschaften. In dem Text wird ohne Nennung von Einzelheiten auf «Mängel» Bezug genommen, die bei Kontrollen in Deutschland, Frankreich und Italien aufgefallen seien. EU-Verkehrskommissar Antonio Tajani forderte nach dem Absturz eine weltweit geltende Schwarze Liste für Airlines mit unzureichenden Sicherheitsstandards. Bundespräsident Horst Köhler sprach den Komoren seine Anteilnahme aus.

Es ist das zweite schwere Unglück mit einem Airbus binnen eines Monats. Am Pfingstmontag war ein Airbus A330 der Air France zwischen Brasilien und Frankreich in den Atlantik gestürzt. Die Maschine hatte 228 Menschen an Bord, unter ihnen 28 Deutsche. (afp)