Hamburg. Angehörige der entführten russischen und ukrainischen Seeleute beschuldigen den Hamburger Reeder, nicht genug für die Freilassung der Männer zu tun. Sie forderten ihn in einem Brief auf, die Verhandlungen über das Lösegeld abzuschließen.

Im Fall des von somalischen Piraten entführten deutschen Frachters «Hansa Stavanger» wächst der Druck auf den Hamburger Reeder Frank Leonhardt. Nach Informationen des Internetportals «Spiegel Online» vom Montag forderten vier Ehefrauen und eine Mutter der entführten russischen und ukrainischen Seeleute den Hamburger Reeder in einem Brief dazu auf, die Verhandlungen über das Lösegeld für den Frachter und die 24-köpfige Besatzung abzuschließen. Sie beschuldigen den Reeder demnach auch, nicht genug für die Freilassung zu tun. An Bord des Schiffes sind auch fünf deutsche Seeleute.

Massive Kritik der Angehörigen

In dem Brief kritisieren die Frauen dem Bericht zufolge den Reeder massiv. «In der letzten Zeit ist bei uns der Eindruck entstanden, dass die Verhandlungen entweder verschleppt oder ignoriert werden», heißt es in dem «Spiegel Online» vorliegenden Schreiben.

Unverständnis äußern die Angehörigen über die ihrer Sicht nach fehlende Bereitschaft des Reeders zur Zahlung eines Lösegelds. Demnach betrage «der Unterschied zwischen dem, was die Piraten fordern, und dem, was Sie bereit sind zu zahlen, nur noch einige hunderttausend Euro». «Für diese geringe Summe riskieren unsere Ehemänner jede Minute ihr Leben vor den Waffen der Piraten». Es sei «schwer zu glauben, dass ein Mensch, der zu den reichsten Männern Deutschlands zählt, diese Summe nicht auftreiben kann».

Entführter Kapitän berichtet, Piraten seien sehr nervös

In einem Telefonat des russischen «Hansa Stavanger"-Offiziers Wladislaw Y. am Montagmorgen mit seiner Ehefrau in Russland bestätigte dieser laut «Spiegel Online», dass er gemeinsam mit drei Deutschen, zwei 19-jährigen Auszubildenden und einem Offizier, aufs somalische Festland gebracht wurde. «Er hat erzählt, dass die Piraten sehr wütend und nervös sind, weil sich die Verhandlungen so lange hinziehen», sagte die Ehefrau. «Ich fordere von der Reederei, dass sie die Männer endlich freikauft.» Der Reeder Leonhardt wollte sich dem Bericht zufolge weder zu den Vorwürfen noch zum Schreiben der Angehörigen äußern.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, er sei zur Vertraulichkeit verpflichtet. Der Krisenstab arbeite nach wie vor rund um die Uhr an einer zügigen Lösung des Falls. «Wir sind darauf angewiesen, dass alle Beteiligten für dieses Ziel arbeiten.» Das Schiff wurde Anfang April entführt. (afp)