Hamburg. Der Vater des Schiffsoffiziers auf dem von somalischen Piraten gekaperten deutschen Frachter "Hansa Stavanger" wirft der Bundesregierung vor, die Angehörigen allein gelassen zu haben. Unterdessen fordern Sicherheitsexperten ein Ende der "Scheckbuch-Diplomatie"´.

Der Vater einer Geisel des von Piraten freigelassenen Frachters «Hansa Stavanger» hat die Bundesregierung massiv kritisiert. «Wir fühlten uns als Angehörige von der Regierung und dem Krisenstab am Ende nur noch im Stich gelassen», sagte Christian Euskirchen der «Nordwest Zeitung». Der Vater des 26-jährigen Schiffsoffiziers Frederik Euskirchen aus Brake/Unterweser habe im Laufe der Geiselnahme an die Bundeskanzlerin, den Bundespräsidenten und weitere führende Politiker aller Parteien geschrieben und keine Antwort bekommen, hieß es in dem Bericht.

"Ich bin maßlos enttäuscht"

Andere Politiker wie der Fraktionschef der Linkspartei im Bundestag, Gregor Gysi, hätten auch auf sein Drängen am Telefon hin keine Zeit gehabt, um sich seinen Ängsten um seinen Sohn zu widmen: «Ich bin maßlos enttäuscht und fühle mich in meiner Menschenwürde verletzt», sagte der Vater.

Nach dem Stopp der geplanten Befreiungsaktion durch Spezialeinheiten der GSG9 sei auch der Krisenstab seiner Meinung nach nicht mehr nennenswert tätig gewesen. «In meiner Not bin ich so weit gegangen, die Bundesregierung wegen unterlassener Hilfeleistung zu verklagen», sagte Euskirchen. Das Verwaltungsgericht Berlin habe seinen Eilantrag im Juli aber abgewiesen, berichtete die Zeitung weiter.

Scheckbuch-Diplomatie mit Piraten soll enden

Unterdessen forderte der CSU-Sicherheitsexperte Hans-Peter Uhl ein Ende der «Scheckbuch-Diplomatie mit somalischen Piraten». Der «Neuen Osnabrücker Zeitung» sagte er: «Bei aller Erleichterung über die Freilassung der Besatzung sollte keiner jubeln, dass 2,7 Millionen Dollar Lösegeld an Schwerkriminelle überwiesen wurden.» Für die Piraten am Horn von Afrika sei das eine Aufforderung zu weiteren Überfällen. Uhl forderte eine deutlich härtere Gangart gegen die Seeräuber. Es sei notwendig, gekaperte Schiffe noch auf hoher See notfalls mit Waffengewalt zurückzuerobern.

Ähnlich äußerte sich der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann. Der Westen finanziere mit Lösegeldzahlungen eine Entführungsindustrie in Somalia, sagte er der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung». Man dürfe die Piraten in Somalia nicht als Fischer romantisieren, denen von EU-Fangflotten die Fischgründe weggenommen worden seien. (ap)