München. Auf der Suche nach einen "Kick" hat eine Schülergruppe aus der Schweiz in München einen 46-Jährigen aus Ratingen beinahe zu Tode geprügelt. Die Jugendlichen schlugen den Passanten in der Nacht zum Mittwoch unvermittelt nieder und traten auf den am Boden liegenden Mann ein.

Schweizer Schüler im Alter von 15 bis 17 Jahren haben während ihrer Klassenfahrt in der Münchner Innenstadt offenbar ohne Anlass einen 46 Jahre alten Mann aus Ratingen bei Düsseldorf brutal niedergeschlagen und schwer verletzt. Der Versicherungskaufmann war am späten Dienstagabend auf dem Rückweg von einem Geschäftsessen zu seinem Hotel an einer Gruppe Jugendlicher vorbeigegangen, als einer von diesen ihn plötzlich niederschlug, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Als der Mann auf dem Boden gelegen habe, sei er noch mehrfach mit Füßen getreten worden. Danach seien die Jugendlichen geflüchtet.

Schüler hatten geplant, "Leute wegzuklatschen"

Die alkoholisierten Schüler, die auch unter Marihuanaeinfluss standen, hätten bereits zu Beginn ihres nächtlichen Ausgangs vorgehabt, «Leute wegzuklatschen» und den «Kick» an der Gewalt gesucht, sagten die Täter nach Angaben von Lafleur. Als der Mann auf dem Boden gelegen habe, sei er noch mehrfach mit Füßen getreten worden. «Das Opfer erhielt einen Fallschlag und wurde regelrecht niedergestreckt», beschrieb Lafleur das Geschehene. Danach seien die Jugendlichen zunächst geflüchtet, dann aber von der Polizei in ihrer Münchner Unterkunft gestellt worden.

Das 46-jährige Opfer aus Ratingen wurde mit diversen Brüchen im Kiefer- und Augenbereich und einem Schleudertrauma in eine Klinik gebracht. Durch die brutale Misshandlung erlitt der Mann ferner eine Amnesie. Ob er bleibende Schäden davontragen wird, sei noch nicht klar, sagte Kriminalhauptkommissar Manfred Heger.

Ermittlungen wegen Mordversuchs

Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des versuchten Mordes ein. Gegen drei 16-jährige Haupttäter beantragte sie am Donnerstag bereits Haftbefehl. «Das Treten gegen einen wehrlos am Boden liegenden Mann wird nach rechtlicher Bewertung als niederer Beweggrund bezeichnet und führt deswegen zur Anzeige wegen versuchten Mordes», erklärte Staatsanwalt Laurent Lafleur.

Laut Lafleur überraschten die Schüler den Mann mit ihrem Angriff. Es habe davor keinerlei Streit oder Gespräch gegeben, betonte er. Das Motiv sei offensichtlich Spaß gewesen. «Einer der Jugendlichen hat ausgesagt, dass sie einen 'Kick' gesucht haben», so Lafleur. Die Jugendlichen sollen zuvor Alkohol getrunken und teilweise Marihuana geraucht haben.

Ein Amoklauf mit Faustschlägen und Fußtritten

Die Gruppe, die laut Polizei aus sechs bis sieben Schülern auf der Abschlussfahrt der zehnten Klasse einer Zürcher Schule bestand, soll außerdem unmittelbar vor beziehungsweise nach der Tat drei ältere Männer und einen Studenten verprügelt haben. «Man kann sich das als eine Art Amoklauf vorstellen, zum Glück nicht mit Waffen», sagte Lafleur. Einer der Schüler habe ausgesagt, die Gruppe habe vorgehabt, «Leute wegzuklatschen».

Bei den drei Hauptverdächtigen handelt es sich um zwei Schweizer Staatsbürger und einen Slowenen. Außerdem nahm die Polizei einen Portugiesen und einen Schweizer mit Migrationshintergrund fest. Sie alle gingen in Zürich zur Schule. (ddp/ap)