San Francisco.

Nach dem erneuten Anschlag auf die Bundeswehr in Afghanistan hat Bundeskanzlerin Angela Merkel auf ihrer USA-Reise den Einsatz verteidigt. Das Mandat stehe nicht zur Debatte, sagte Merkel bei einer Rede in der Universität Stanford.

Spätestens mit dem zweiten blutigen Anschlag auf deutsche Soldaten binnen Wochen spürt Kanzlerin Angela Merkel (CDU), dass sie mehr denn je gefordert ist: mit Überzeugungsarbeit. Auch und gerade vor dem Bundestag.

In einer Rede vor der US-Universität Stanford räumte sie gestern ein, «viele Menschen haben Zweifel, ob der Einsatz notwendig und richtig ist. Ich respektiere das.» Aber sie stehe hinter dem Einsatz. Merkel entschloss sich zur Vorwärtsverteidigung; und vor allem weiß sie, dass sie die umstrittene Mission jetzt erst recht zur Chefsache machen muss. Schon zuvor - in ihrer ersten Reaktion - hatte sie es abgelehnt, das Bundestagsmandat für den Einsatz politisch auf den Prüfstand zu stellen. Jetzt nicht wackeln oder die Nerven verlieren, lautet der Vorsatz.

Von der Todes-Nachricht aus dem Schlaf geweckt

Rückblick: Die Kanzlerin liegt im kalifornischen San Francisco noch im Bett, als ihr Handy sich meldet: eine SMS aus Deutschland von Kanzleramtschef Ronald Pofalla. Er informiert sie über den Anschlag, bei dem vier Bundeswehrsoldaten ums Leben gekommen waren. Was folgt, ist pures Krisenmanagement: Telefonate mit Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Sie bestärkt ihn in seinem Plan, von einem Heimflug umzudrehen und sich - zurück am Hindukusch, wo er gerade herkam - persönlich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen.

Zum Frühstück berät sich die Kanzlerin mit ihren engsten Mitarbeitern, bevor sie im Hotel in Kalifornien vor die Kameras tritt und den Angehörigen der toten Soldaten ihr Beileid ausspricht. Sie ist ganz in Schwarz gekleidet. Bevor sie eine Reise antritt, packt sie immer eine entsprechende Kleidung ein, um im Trauerfall nicht deplatziert oder gar pietätlos zu wirken. Nach ihrer Rückkehr von ihrer fünftägigen Visite in den USA wird sie daheim gefordert sein. Denn Merkel weiß: der Rückhalt der Wähler schwindet. Groß war die Zustimmung für die Mission am Hindukusch ohnehin nie.

Noch ist unklar, wie sie sich weiter verhalten wird: Ob die Kanzlerin an einer Trauerfeier für die Soldaten teilnimmt, ob sie das Gespräch mit den Angehörigen suchen wird. Um eine Regierungserklärung vor dem Bundestag dürfte sie kaum herumkommen. Das Desaster in Afghanistan diktiert seine Tagesordnung.