Berlin. .

Erstmals nimmt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an einer Trauerfeier für in Afghanistan getötete Bundeswehrsoldaten teil. Für die Gedenkstunde unterbricht die Kanzlerin ihren Urlaub. Zuvor hatten sich verschiedene Politiker für eine Teilnahme Merkels an der Trauerfeier ausgesprochen.

Zum ersten Mal in ihrer Amtszeit wird Bundeskanzlerin Angela Merkel am (morgigen) Freitag einer Gedenkstunde für gefallene deutsche Soldaten beiwohnen. „Die Bundeskanzlerin wird an der Trauerfeier für die an Karfreitag getöteten Bundeswehrsoldaten teilnehmen. Das ist ihr ein persönliches Anliegen“, sagte ein Regierungssprecher am Donnerstag.

Bisher war Merkel nur einmal bei einer Trauerfeier für einen in Kabul getöteten Polizisten des Bundeskriminalamts dabeigewesen, der früher in ihrem Personenschutzteam gearbeitet hatte. Für die Gedenkstunde am Freitag im niedersächsischen Selsingen nahe der Kaserne der getöteten Fallschirmjäger unterbricht die Kanzlerin ihren Urlaub auf Gomera. Die 25, 28 und 35 Jahre alten Soldaten waren bei einem Gefecht mit Taliban in der Nähe der Stadt afghanischen Stadt Kundus getötet worden.

Die Kanzlerin reagiert mit ihrer Ankündigung auf Kritik aus den Regierungsfraktionen und der Opposition. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Chef der Jungen Gruppe in der Unionsfraktion, Marco Wanderwitz, hatte der „Bild“-Zeitung gesagt: „Vor dem Hintergrund der Afghanistan-Debatte wäre es auch gesellschaftlich ein schönes Signal, wenn die Bundeskanzlerin jetzt darüber nachdenkt, persönlich an der Trauerfeier teilzunehmen.“

Auch der FDP-Verteidigungspolitiker Burkhardt Müller-Sönksen sagte dem Blatt: „Alle Abgeordneten, die dem Afghanistan-Einsatz zugestimmt haben, sollten darüber nachdenken, ob sie den Familien der getöteten Soldaten in diesen schweren Stunden bei der Trauerfeier solidarisch beistehen können.“

Der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels legte Merkel ebenfalls eine Teilnahme nahe. Es falle auf, dass sich die Kanzlerin beim Thema Afghanistan demonstrativ zurückhalte und auf Distanz gehe. „Es wäre gut, wenn Frau Merkel mehr Flagge zeigt, das könnte zum Beispiel auch durch die Teilnahme an der Trauerfeier passieren“, sagte der SPD-Politiker.

Linke-Fraktion kritisiert Gedenken

Die abrüstungspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion im Bundestag, Inge Höger, kritisierte das Gedenken an die getöteten Soldaten. „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Trauer um den Tod der drei Soldaten instrumentalisiert wird, um den Krieg in Afghanistan noch offensiver führen zu können und die Bundeswehr noch besser dafür auszurüsten“, erklärte sie. .

Die Trauerfeier für die drei getöteten Fallschirmjäger findet am frühen Freitagnachmittag in der St.-Lamberti-Kirche in Selsingen statt. Neben Merkel wollen auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff teilnehmen. (afp/apn)