Keine zwei Wochen nach dem letzten Attentat mit drei Opfern sind am Donnerstag in Nordafghanistan vier Soldaten der Bundeswehr ums Leben gekommen.

Mindestens fünf weitere Soldaten wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt und ins Militärkrankenhaus in Masar-I-Scharif geflogen, bestätigte ein Bundeswehrsprecher.

Die Soldaten waren auf dem Weg vom Lager Kundus in die 100 Kilometer entfernte Provinz Baghlan, als Aufständische gegen zwölf Uhr deutscher Zeit mit einer Panzerfaust den Konvoi attackierten. Nach WAZ-Informationen hatten die Soldaten ihr Fahrzeug verlassen, um Minen zu entschärfen, als der Angriff erfolgte. Damit haben bislang 43 Soldaten der Bundeswehr im Afghanistan-Einsatz ihr Leben verloren. Der gestrige Tag war einer der verlustreichsten, seit die Bundeswehr 2002 an den Hindukusch ging.

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) befand sich in Termez, der deutschen Bundeswehrbasis in Usbekistan nahe der afghanischen Grenze, als er von dem Attentat erfuhr. Nach seinem zweieinhalbtägigen Besuch in Afghanistan wollte der Minister nach Deutschland zurückfliegen. Nun wird Guttenberg seinen Aufenthalt verlängern. Er flog noch am Donnerstag nach Masar-I-Scharif, wo sich das Regionalkommando der Bundeswehr für den Afghanistan-Einsatz befindet.

Auch nach dem blutigen Anschlag hält Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Militäreinsatz fest. In einer ersten Stellungnahme in San Francisco sprach sie den Angehörigen ihr Beileid aus. Zugleich betonte sie, der Einsatz sei „leider“ mit großen Gefahren verbunden, doch gebe es zu ihm „keine vernünftige Alternative“. Sie lehnte es auch ab, das Mandat zu ändern. Auch der Vize-Fraktionschef der SPD, Gernot Erler, warnte vor einem übereilten Abzug der Bundeswehrsoldaten. „Das ist nicht vertretbar“, sagte Erler dieser Zeitung. „Dann wird das Blutvergießen nur noch größer.“ Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte „diesen hinterhältigen Angriff mit aller Schärfe“.

„Die Strategie der Taliban ist, nicht zu kämpfen, sondern die Meinung in Deutschland zu beeinflussen“, sagte die Verteidigungsexpertin der FDP, Elke Hoff. Dies sei eine gezielte Aktion vor dem Hintergrund der nahenden NRW-Wahl und der Debatte um fehlende oder mangelnde Ausrüstung der Truppe, mutmaßt sie.

Noch am Mittwoch hatte zu Guttenberg angekündigt, schwere Waffen nach Afghanistan zu schicken, darunter zwei Panzerhaubitzen. Zu-dem will die Bundeswehr weitere 60 Panzerwagen kaufen. „Wir dürfen uns aber nicht der Hoffnung hingeben, dass allein die Verstärkung der Ausrüstung Verluste verhindert“, warnte Erler. Die Gleichung „mehr Ausrüstung, mehr Waffen, weniger Verluste“ gebe es nicht.