Berlin/Kundus.

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist zu einem Besuch in Afghanistan eingetroffen. Er will sich nach dem Tod dreier Soldaten selbst ein Bild von der Lage vor Ort machen. In Deutschland wächst derweil der Unmut der Bevölkerung gegen den Einsatz.

Fast zwei Wochen nach dem Tod von drei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan ist Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zu einem Truppenbesuch im Norden des Landes eingetroffen. Nach Ministeriumsangaben wurde Guttenberg vom Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, und mehreren Bundestagsabgeordneten begleitet. Er besuchte zunächst das deutsche Regionalkommando in Masar-i-Scharif und flog anschließend weiter nach Kundus, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte.

Guttenberg bedankte sich beim Kommandeur des ISAF-Regionalkommandos Nord, Frank Leidenberger, dass sein Besuch „so kurz“ nach den Ereignissen vom Karfreitag möglich gemacht worden sei, wie das Ministerium mitteilte. Es sei wichtig, sich „vor Ort und aus erster Hand“ über die Lage im Afghanistan-Einsatz informieren zu können. Am Nachmittag sollte Guttenberg durch einen Lagebericht von Leidenberger ausführlich über den Einsatz der Bundeswehr unterrichtet werden. Zudem waren Gespräche mit Soldaten aller Dienstgradgruppen geplant.

Deutsche lehnen Einsatz mehrheitlich ab

Am Karfreitag waren drei Fallschirmjäger bei den bislang schwersten Gefechten der Bundeswehr in Afghanistan in der Region Kundus tödlich verwundet worden. Acht weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Nach dem Vorfall wurde heftige Kritik an der Ausrüstung der Bundeswehr laut.

Nach dem Tod der drei deutschen Soldaten wünschen unterdessen immer mehr Bundesbürger einen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. In einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage für das Magazin „Stern“ plädierten 62 Prozent der Befragten für den Rückzug. Es ist der höchste Wert, den das Forsa-Institut bei dieser Frage bislang gemessen hat.

Im September 2009, nach den Bombardements auf zwei Tanklastwagen bei Kundus, waren 55 Prozent für einen Rückzug der deutschen Truppen. Ein hoher Ablehnungswert wurde auch mit 61 Prozent im Juni 2009 ermittelt, nachdem drei Bundeswehrsoldaten nach einem Feuergefecht mit den Taliban in ihrem Transportpanzer verunglückt und ums Leben gekommen waren. Für die aktuelle Erhebung wurden 1004 Bundesbürger am 8. und 9. April befragt. (afp/ddp)