Düsseldorf/Stockholm. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat nach Angaben der schwedischen Regierung die Schweinegrippe zur Pandemie erklärt. In Düsseldorf ist die Zahl der erkrankten Kinder derweil auf 32 gestiegen. Rund 300 Menschen im Umfeld der Schüler sind getestet worden.

Wegen der starken Zunahme von Schweinegrippe-Fällen weltweit hat die Weltgesundheitsorganisation WHO nach Angaben der schwedischen Regierung die Viruserkrankung zur Pandemie erklärt. Die WHO rief für die Influenza des Virustyps A (H1N1) die höchste Alarmstufe sechs aus, wie die schwedische Regierung am Donnerstag erklärte.

Auf einer Dringlichkeitssitzung in Genf hatten zuvor führende WHO-Experten beraten, ob sie die Schweinegrippe als weltweite Seuche einstufen sollten. Ein wichtiges Kriterium für das Ausrufen einer Pandemie besteht darin, dass eine Krankheit sich in einer anderen als der Ursprungsregion selbstständig weiterverbreitet. Rund um den Globus wurden bisher mehr als 27.000 Krankheits- und mehr als 140 Todesfälle bestätigt. Ursprungsland der aktuellen Schweinegrippe ist Mexiko. Dort breitete sich das Virus bereits im April rasant aus.

Rund 300 Tests in Düsseldorf

Die Schweinegrippe erfasst in Deutschland nun auch Schulen und Kindergärten. In Düsseldorf infizierten sich mindestens 32 Kinder der Japanischen Internationalen Schule mit dem Virus. Zuvor waren bereits mehrere Fälle in einer Kölner Schule und in einem Münchner Kindergarten gemeldet worden.

In Düsseldorf wurde bis zum Donnerstagnachmittag bei mindestens 32 Kindern das Virus AH1N1 bestätigt, nachdem bereits am Montag ein sechsjähriger Schüler positiv getestet worden war. Der Schüler war zuvor mit seinen Eltern von einer Urlaubsreise nach Malta zurückgekehrt. Bei der Mehrheit der anderen Schüler waren die Grippesymptome während einer Klassenfahrt aufgetreten. Die betroffenen Familien stehen unter häuslicher Quarantäne. Weitere Verdachtsfälle werden geprüft.

Japanfest soll stattfinden

Im Umfeld der Kinder sind rund 300 Test vorgenommen worden. Am Nachmittag lagen rund 150 Testergebnisse vor. Heiko Schneitler, Leiter des Düsseldorfer Gesundheitsamtes, sagte dazu: "Die Kinder, die infektiös sind, werden Zuhause bleiben." Davon könne man bei der japanischen Mentalität ausgehen. Die Japanische Schule, an der insgesamt rund 560 Kinder unterrichtet werden, war bereits am Dienstag vorsorglich geschlossen worden. Das Japanfest in Düsseldorf soll trotzdem stattfinden.

Bereits am Mittwoch war die Schweinegrippe bei vier Schülerinnen eines Kölner Gymnasiums bestätigt worden. In München erkrankten zwei dreijährige Kinder aus einem privaten Kindergarten. Die Einrichtung wurde vorsorglich für zehn Tage geschlossen.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin waren bis Donnerstagmittag 95 Schweinegrippe-Fälle in Deutschland bestätigt. Es sei davon auszugehen, dass weitere Fälle hinzukommen, sagte RKI-Präsident Jörg Hacker im ARD-Morgenmagazin. Er schloss auch nicht aus, dass die Grippe gefährlicher werden könnte. Es sei nicht auszuschließen, dass die Schweinegrippe im Herbst mit der normalen Influenzasaison wiederkomme, sich verändere und «die Symptomatik schwerer wird», sagte Hacker. Bisher waren die Schweinegrippe-Infektionen in Deutschland relativ milde verlaufen.

Laut RKI steigt angesichts der Zahl der eingeschleppten Infektionen und der inzwischen auch vor Ort in Deutschland aufgetretenen Fälle die Bedeutung der persönlichen Hygiene. Dies gelte vor allem bei Kontakt zu Reiserückkehrern und auch für Schulen. Den Experten zufolge kann sich die Schweinegrippe unter Kindern und Jugendlichen besonders rasch ausbreiten.

Unterdessen wurde bei vier weiteren US-Soldaten im Militärhospital Landshut die Schweinegrippeinfektion bestätigt. Zuvor waren bereits zwei Soldaten positiv getestet worden, wie ein Sprecher der US-Armee in Heidelberg mitteilte. Alle wurden mit antiviralen Medikamenten behandelt. Bisher seien in Landshut oder in den jeweiligen Stützpunkten der sechs Soldaten keine weiteren Verdachtsfälle bekannt geworden.

Mit Material von afp.