Düsseldorf/Köln. Die Zahl der Schweinegrippefälle in Düsseldorf ist am Freitag auf 60 gestiegen. Die Infektionen im Umkreis von Schülern der Japanischen Schule nähmen aber inzwischen ab, heißt es. An einem Kölner Gymnasium hat sich die Zahl der Erkrankten inzwischen auf elf erhöht.

Die Zahl der Schweinegrippe-Fälle in Düsseldorf ist am Freitag auf über 50 gestiegen. Genaue Zahlen wollte man im Gesundheitsamt erst am Nachmittag mitteilen. Leiter Heiko Schneitler gab sich am Freitag zuversichtlich, dass die Welle der Infizierungen in der Landeshauptstadt in den nächsten Tage abebbe: "Wir stoßen inzwischen auf sehr weniger Infizierte als befürchtet." Die betroffenen Schüler der japanischen Schule befänden sich mit ihren Familien in häuslicher Quarantäne, hieß es. Insgesamt sind nach Angaben eines Stadtsprechers in Düsseldorf 60 Personen an der Schweinegrippe erkrankt. 300 "Kontaktpersonen" der Schüler seien inzwischen auf das Virus untersucht worden.

"Die Stadt Düsseldorf unternimmt alles, um Infizierte frühzeitig zu entdecken. Ich gehe davon aus, dass wir durch unsere gezielten Maßnahmen am Flughafen wie auch an der Japanischen Schule die weitere Ausbreitung eindämmen können», sagte Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU).

Auf Malta-Reise infiziert - und in Thüringen

Laut dem Sprecher ist von zwei unterschiedlichen Infektionsquellen auszugehen. Das zuerst erkrankte Kind habe sich wahrscheinlich während einer Reise mit den Eltern nach Malta infiziert. 25 Kinder hätten in der vergangenen Woche gemeinsam eine Klassenfahrt nach Kassel, Eisenach und Weimar unternommen und sich vermutlich währenddessen angesteckt. Die Japanische Schule mit ihren rund 560 Schülern bleibt bis zum 20. Juni geschlossen.

Das Düsseldorfer Gesundheitsamt hat eine Hotline eingerichtet: Unter der Telefonnummer 0211/89-96971 können sich Bürger täglich von 8 bis 18 Uhr über Verhaltensregeln informieren. Es bestehe derzeit jedoch kein Grund zu besonderer Sorge. Die neue Grippe lasse sich medikamentös "sehr gut behandeln".

Kölner Gymnasium bis Mittwoch geschlossen

In Köln sind ebenfalls am Freitag drei weitere Fälle von Schweinegrippe bestätigt worden. Bei den Betroffenen handelt es sich um Schülerinnen der Klasse 6 b des Irmgardis-Gymnasiums, wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung mitteilte. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der infizierten Schülerinnen in Köln auf elf.

Der Unterricht an der Kölner Irmgardis-Schule fällt bis kommende Woche Mittwoch aus. Bereits am Freitag fand kein Unterricht statt. Nach Angaben des Kölner Gesundheitsamts werden die betroffenen Schülerinnen ambulant behandelt oder sind schon wieder genesen. Eine Infektionsquelle konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Von der Schulschließung nicht betroffen sind die Abiturientinnen, die wie vorgesehen am Dienstag ihre mündlichen Prüfungen ablegen sollen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte wegen der jüngsten weltweiten Schweingrippefälle die Krankheit am Donnerstag zur Pandemie erklärt. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) verwies darauf, dass es sich aus deutscher Sicht bei der WHO-Entscheidung um «eine formale Ausrufung» handle. Faktisch ändere sich in Deutschland derzeit nichts. Auch wenn mit weiteren Erkrankungen gerechnet werden müsse, entspreche das Infektionsgeschehen in Deutschland nicht dem einer Pandemie.

Impfstoff gegen Schweinegrippe nicht vor Herbst

Ein Impfstoff gegen die Schweinegrippe wird nach Ansicht der Bundesregierung nicht vor Herbst erwartet. "Vor Herbst wird es keinen Impfstoff geben", sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) am Freitag in Berlin. Mitte Juli werde die Entscheidung dazu auf europäischer Ebene fallen.

Die Bundesländer haben dem Ministerium zufolge mit zwei Pharmakonzernen Vorverträge für den Impfstoff geschlossen. Mit den beiden Unternehmen Novartis und GlaxoSmithKline sei vertraglich geregelt, dass sie bei Bedarf den Impfstoff liefern, sagte eine Ministeriumssprecherin.

Dem Robert-Koch-Institut zufolge gibt es bundesweit 111 bestätigte Fälle. Nach WHO-Angaben wurden in 74 Ländern fast 30 000 bestätigte Fälle mit 145 Todesopfern registriert. (mit ddp/afp)