Berlin. Die drei Kandidaten für einen Einstieg beim angeschlagenen Autobauer Opel verlangen nach Informationen der "Bild"-Zeitung in ihren Konzepten milliardenschwere Staatsgarantien. Außerdem soll es einen spürbaren Stellenabbau geben. Der Zulieferer Magna soll der Favorit für die Übernahme sein.
Im Ringen um die Rettung von Opel geht jetzt alles Schlag auf Schlag. Kanzlerin Angela Merkel hat für Freitag mehrere Bundesminister und die Ministerpräsidenten der Opel-Länder zu einem Krisentreffen in Berlin zusammengetrommelt. Die Runde will die Angebote der drei potenziellen Investoren prüfen. Interesse haben der italienische Fiat-Konzern, der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna sowie der US-Finanzinvestor Ripplewood.
In ihren Konzepten für einen Einstieg bei dem angeschlagenen Autobauer verlangen alle drei Firmen nach Informationen der «Bild»-Zeitung hohe Staatsgarantien. So wolle Fiat rund sieben Milliarden Euro Bürgschaften beantragen. Magna möchte demnach gerne fünf Milliarden Garantien, um mit einem Konsortium die Mehrheit bei Opel zu übernehmen. Ripplewood plant dem Bericht zufolge ebenfalls eine Mehrheitsbeteiligung über seine belgische Tochterfirma RHJ, hat aber einen Kreditbedarf unter fünf Milliarden Euro.
Der Sprecher des federführenden Wirtschaftsministeriums in Berlin, Steffen Moritz, sagte der AP, die Konzepte würden intern bewertet und nicht öffentlich diskutiert.
Spürbarer Stellenabbau
In allen drei Konzepten ist laut «Bild» auch ein spürbarer Stellenabbau vorgesehen. Fiat wolle europaweit insgesamt 18.000 Arbeitsplätze streichen, auch in eigenen Fiat-Werken. Im Konzept von Magna sei von einem europaweit recht gleichmäßig verteilten Abbau von rund 10.000 Stellen die Rede. Auch das Ripplewood-Konzept sehe Stellenstreichungen in dieser Größenordnung vor.
Hessens Ministerpräsident Roland Koch begrüßte den Bieterkampf und versprach eine rasche und genaue Prüfung der Konzepte. Als Kriterien für die Aufnahme von Gesprächen nannte er die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens, die Sicherung möglichst vieler Arbeitsplätze und den sorgsamen Umgang mit Steuergeldern.
Laut «Spiegel» liegt Magna in einem Geheim-Ranking des Mutterkonzerns General Motors auf Platz eins, dahinter folgen Ripplewood und Fiat.
An dem Spitzentreffen in der Hauptstadt nehmen nach AP-Informationen nachmittags neben Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier auch Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) teil.
Zudem sind die Ministerpräsidenten der vier Opel-Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Thüringen sind eingeladen. Opel beschäftigt in Deutschland rund 25.000 Mitarbeiter.
Merkel hatte bereits am Mittwoch mit Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier und mehreren Bundesministern über das Vorgehen beraten.
Opel soll einem Treuhänder übergeben werden
Um zu verhindern, dass staatlich verbürgte Finanzmittel an General Motors abfließen, will die Regierung Opel einem Treuhänder übergeben. Der Bund erhofft sich davon, Opel aus einer wahrscheinlichen Insolvenz von GM heraushalten zu können. Diese wird möglicherweise am 28. Mai eröffnet.
Bund und Länder einigten sich unterdessen auch über eine Aufteilung der Zwischenfinanzierung für Opel. Das hessische Finanzministerium bestätigte, dass der Bund mit 750 Millionen Euro und Hessen mit 447 Millionen Euro den Löwenanteil der von Opel benötigten Staatsbürgschaften in Höhe von 1,5 Milliarden Euro übernehmen. Nordrhein-Westfalen übernehme 150 Millionen Euro, Rheinland-Pfalz 102 Millionen Euro und Thüringen 51 Millionen Euro, sagte Ministeriumssprecher Michael Scheerer. (ap)