Duisburg. NRW-Innenminister Ingo Wolf lehnt ein Verbot der Rockergruppen Bandidos und Hells Angels ab. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter hatte zuvor ein Verbot gefordert. Die Gruppen gingen mit höchster Gewaltbereitschaft vor und gehörten zur organisierten Kriminalität.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Ingo Wolf (FDP) hält nichs von einem Verbot der Rockergruppen Bandidos und Hells Angels. «Reflexartige Verbote helfen nicht weiter und führen lediglich zu einem Verdrängen», sagte Wolf nach Angaben eines Sprechers am Montag in Düsseldorf auf ddp-Anfrage. Verbote könnten zudem die Brutalität und Gewaltbereitschaft in den Köpfen der Rocker nicht beseitigen, betonte der Minister.
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Der Bund Deutscher Kriminalbeamter hatte ein Verbot der Rockergruppen Bandidos und Hells Angels in Deutschland gefordert. «Bei den Vorfällen in Duisburg, Solingen und Essen handelt es sich eindeutig um Auseinandersetzungen innerhalb von Gruppen der organisierten Kriminalität, die mit höchster Gewaltbereitschaft vorgehen», sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende Wilfried Albishausen der in Düsseldorf erscheinenden «Rheinischen Post». «In solchen Fällen muss der Staat Farbe bekennen, selbst wenn man mit einem Verbot auch den einen oder anderen Mitläufer trifft.»
Dem Landeskriminalamt (LKA) in NRW sind nach Angaben eines Sprechers sieben Gruppierungen der Hells Angels mit rund 150 Personen sowie 16 Gruppierungen der Bandidos mit etwa 200 Mitgliedern bekannt. Die Banden würden mit Betäubungsmittel- und Waffenhandel, mit der Rotlicht- und mit der Türsteherszene sowie mit Körperverletzungsdelikten in Verbindung gebracht, sagte der LKA-Sprecher auf ddp-Anfrage. Er betonte, dass die Polizei in NRW das Agieren der Rockerbanden im Blickfeld habe. Selbstjustiz oder rechtsfreie Räume würden nicht toleriert.
Massenschlägerei am Samstag
In NRW war es am Wochenende zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den rivalisierenden Rockergruppen gekommen. In Duisburg hatte es am Samstagabend eine Massenschlägerei gegeben. Mit Schlagstöcken bewaffnete Anhänger der Hells Angels drangen in eine Rockerkneipe im Rotlichtviertel der Stadt ein und prügelten sich mit den Besuchern. Dabei ging die Einrichtung zu Bruch. Das Lokal gilt als Treffpunkt der Bandidos.
Bei einem weiteren Vorfall hatten in der Nacht auf Sonntag Unbekannte eine Handgranate durch ein Fenster des Clubheims der Hells Angels in Solingen geworfen, die jedoch nach Polizeiangaben nicht detonierte. Außerdem wurden einem Sprecher zufolge vermutlich mehrere Schüsse auf das Gebäude abgegeben.
Möglicherweise aus Rache für den Vorfall in Solingen schossen Unbekannte wenige Stunden später auf ein Bandidos-Clubheim in Essen. An der Türscheibe des Clubheims, in dem sich zum Tatzeitpunkt niemand befand, wurden einer Polizeisprecherin zufolge zwei Einschusslöcher entdeckt.(WAZ/ddp)