Massenschlägerei im Rocker-Milieu macht Polizei hilflos
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Duisburg.
Duisburg. Rocker gegen Rocker, "Bandidos" gegen "Hells Angels": Die Entwicklung sei "brisant", man selber stehe "doof dazwischen". So beschrieb es einer der Polizisten, die am Samstag bei der Massenschlägerei vor der Duisburger Rocker-Kneipe "The Fat Mexican" im Einsatz waren.
Der Bandenkrieg zwischen den Gruppen „Bandidos” und „Hells Angels”, den es laut Polizei bisher gar nicht gibt, hat am Samstag zu einem Großeinsatz und zu einer Sperrung der halben Altstadt geführt. Gegen 21 Uhr war eine Gruppe von „Hells Angels” vor der Kneipe „The Fat Mexican” an der Charlottenstraße aufgetaucht, zerschlug die Scheiben und griff mit Schlagstöcken die „Bandidos” an. Mindestens eine Rauchgasbombe flog in Richtung der Gaststätte, auch von Molotowcocktails war vor Ort die Rede. Mehr als 300 Beamte sicherten die Straßen. Der Polizei gegenüber erklärten die „Bandidos”, es hätte keine Verletzten gegeben.
Polizei: "Wir stehen doof dazwischen"
„Die Herrschaften hatten Besuch”, erklärte ein hochrangiger Beamter. „Und der hat auf seine eigene Art angeklopft. Die Entwicklung ist brisant. Wir wissen nicht, was passiert. Wir stehen doof dazwischen. Ich habe das hier nicht umsonst angezogen”, sagte der Polizist und klopfte auf seine schusssichere Weste.
In Gesprächen am Tatort äußerten sich zahlreiche Beamte besorgt über die Lage, die bei einem erneuten Ausbruch der Gewalt nicht hätte kontrolliert werden können. In die Schlägerei zuvor sollen etwa 60 Personen verwickelt gewesen sein.
Die Zahl der „Bandidos” wuchs im Laufe der Nacht aber bis auf rund 150 an. Sie sammelten sich auf der Straße, einige mit Baseball-Schlägern bewaffnet. Die kleine Gedenkstätte vor dem „Fat Mexican”, die an den vor drei Wochen erschossenen „Bandido” erinnerte, war verwüstet.
"Das ist ja wie in Gorleben"
Auch die Polizei rüstete schnell auf. Immer mehr Züge kamen mit Blaulicht und Martinshorn. „Das ist ja wie in Gorleben”, sagte ein Beamter. In den eigenen Reihen wurde auch über den zunächst unstrukturierten Einsatz geklagt. Kurz nach Mitternacht trafen schließlich die ersten SEK-Beamten ein, hielten sich aber meist im Hintergrund; einige Polizisten waren mit Maschinenpistolen bewaffnet; die Hunde waren so wild, dass sie die Transporter zum Schaukeln brachten.
Bis 2 Uhr wurden die Sperrungen rund um Vulkanstraße und Charlottenstraße immer weiter ausgedehnt. In den Gruppen von Schaulustigen, die sich rund um den Tatort gebildet hatten, vermutete die Polizei auch Angehörige der „Hells Angels”. Doch kam es in der Nacht zu keinen weiteren Zwischenfällen.
Die „Bandidos” zogen langsam ab, auch die Polizei reduzierte ihre Kräfte. Am Morgen waren nur noch wenige Wagen in den umliegenden Straßen postiert.
In der Nacht noch verbreitete sich das Gerücht, dass die „Hells Angels” mit dem Angriff auf eine Provokation der „Bandidos” reagiert haben. Die „Hells Angels” protegieren ein Bordell an der Vulkanstraße, vor dem es eine erste Auseinandersetzung gegeben haben soll. Den „Bandidos” wird nachgesagt, einen großen Teil des Duisburger Rotlichtviertels zu kontrollieren, in dem sie sich auch mit ihrem „Club-Haus” niedergelassen haben.
Angriff in Solingen
Während sich in Duisburg die Lage entspannte, wurde um 1.50 Uhr die Zentrale der „Hells Angels” in Solingen angegriffen. Eine Handgranate wurde durch ein Fenster ins Gebäude geworfen. Sie explodierte aber nicht und konnte von der Polizei kontrolliert gesprengt werden.
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