Witten. Der Betriebsrat von ZF in Witten hat eine Einigung erzielt, um den Standort zu retten. Welche Opfer die Belegschaft dafür bringen muss.

Monatelang hat der Betriebsrat des Großgetriebeherstellers ZF in Witten um eine Zukunft für den Standort an der Mannesmannstraße gerungen. Nun liegt eine Einigung auf dem Tisch. Diese muss noch von den Mitgliedern der IG Metall abgesegnet werden. Sie müssen einem entsprechenden Sanierungstarifvertrag zustimmen. Darin festgelegt ist auch ein Entgeltverzicht der Belegschaft. Wie viel den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abgezogen werden soll.

Deutschlandweit will der ZF-Konzern mit Sitz in Friedrichshafen bis 2028 insgesamt 14.000 Stellen abbauen. Witten ist einer von mehreren Standorten, die auf der Streichliste ganz oben stehen - oder standen. Das Unternehmen wollte die Windsparte komplett aus Witten abziehen. Das hätte einen Verlust von bis zu 400 Arbeitsplätzen bedeutet. Aktuell arbeiten hier etwas über 600 Männer und Frauen. Laut Einigung sollen nun rund 200 Mitarbeiter ihren Job verlieren.

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Einmalzahlung von 600 Euro zur Werkssanierung gefordert

Die restlichen 400 erhalten eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2028 - und müssen einen Beitrag zur Sanierung des Werks leisten. Wie genau dieser aussehen soll, wollten Betriebsrat und Gewerkschaft bei der Vorstellung des Zukunftskonzepts Anfang der Woche noch nicht offenlegen. Doch dieser Redaktion liegen Informationen aus einer Infoveranstaltung für die IG-Metall-Mitglieder bei ZF vor.

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Demnach sollen die Beschäftigten in diesem Jahr eine Einmalzahlung von 600 Euro leisten. Diesen Betrag können sie sich entweder vom Weihnachtsgeld oder monatlich anteilig vom Gehalt abziehen lassen. Ansonsten bleiben Weihnachts- und Urlaubsgeld aber unangetastet.

„Tarifliches Zusatzgeld B“ wird ab 2027 gestrichen

Gestrichen wird dafür eine andere Sonderzahlung, das sogenannte „Tarifliche Zusatzgeld B“. Es beträgt bislang 18,5 Prozent des tariflichen Grundentgelts. Ab 2026 steigt es auf 26,5 Prozent. In diesem und dem kommenden Jahr erhalten die ZF-Mitarbeiter diese Zahlung noch, 2027 ist damit Schluss.

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Wegfallen soll schrittweise auch das „ÜLB“. Nach Angaben eines ZF-Mitarbeiters handelt es sich dabei um eine Ausgleichszahlung für Kollegen, die früher im Akkord gearbeitet haben. Im laufenden Jahr sollen sie nur noch die Hälfte dieses Betrages erhalten, ab 2026 dann gar nicht mehr. Die betroffenen Kollegen seien darüber gar nicht glücklich, sagt der ZF-Mitarbeiter, der namentlich nicht erwähnt werden möchte. „Da ist Zündstoff drin.“

Tariferhöhungen werden verschoben

2025 und 2026 sollen zudem die von der IG Metall ausgehandelten Tariferhöhungen für die ZF-Belegschaft um jeweils neun Monate verschoben werden. Eigentlich sollten die Löhne ab April um zwei Prozent steigen, dann um weitere 3,1 Prozent ab April 2026.

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Am kommenden Dienstag (25.2.) stimmen die IG-Metall-Mitglieder bei ZF über den Sanierungstarifvertrag und damit auch über die Zukunft des Standortes ab. Betriebsrat, Gewerkschaft und Geschäftsführung plädieren eindringlich dafür, diesen anzunehmen. Denn sonst droht die komplette Schließung des Standorts.

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