Witten. Stadt Witten und EN-Kreis starten die Kampagne #wirfürbio. Ziel: mehr Kompostqualität durch weniger Mikroplastik. Mitmachen lohnt sich doppelt.

Johannes Einig ist Gartenfan. Obst und Gemüse sind sein Ding. Schön für den AHE-Chef: Er kann Kompost aus dem eigenen Haus verwenden. Wie das Produkt aus der Vergärungsanlage in Stockum aussieht, zeigt er vor Ort: einen Eimer Kompost, entstanden aus Bioabfall. Auch wenn der Humus allen Normen entspricht, ist der Umwelt-Manager nicht zufrieden. Grund sind winzige Kunststoffreste. Das soll sich ändern. AHE, Stadt Witten und Ennepe-Ruhr-Kreis wollen mehr Kompostqualität durch weniger Mikroplastik. Das Zauberwort heißt bessere Mülltrennung. Die Mühe soll sich lohnen.

Plastiktüten sind im Bioabfall ein Störfaktor in einem wesentlichen Maß“, sagt der AHE-Geschäftsführer. Das ist mit bloßem Auge deutlich erkennbar, wenn Mülllaster Bioabfall abladen. Der 42-jährige Ingenieur und Betriebswirtschaftler kann das Problem mit griffigen Schätzzahlen beziffern. „Wir haben im Jahr ungefähr 1000 Tonnen Störstoffe durch Folien, durch Tüten. Der Verbrennungspreis für Restabfälle liegt bei ungefähr 250 Euro pro Tonne. Wir reden also über 250.000 Euro Einsparpotenzial pro Jahr.“

AHE-Chef Johannes Einig mit frischem Kompost: Das Produkt entspricht zwar allen Normen. Dennoch will der Müllverwertungsexperte mehr Qualität durch weniger Mikroplastik.
AHE-Chef Johannes Einig mit frischem Kompost: Das Produkt entspricht zwar allen Normen. Dennoch will der Müllverwertungsexperte mehr Qualität durch weniger Mikroplastik. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Ab sofort keine sich selbst zersetzende Müllbeutel mehr

Einig benennt aber nicht nur das Problem. Vielmehr schlägt er auch einen einfachen Lösungsweg vor: keine Plastiktüten in den Biomüll. Stattdessen biete es sich an, Orangenschalen, Kaffeereste und Apfelgehäuse in reißfesten Papiertüten in der Biotonne zu versenken. Dabei übt der Wertstoffverwerter Selbstkritik.

AHE, Kommunen und Kreis haben in der Vergangenheit auf sich selbst zersetzende Müllbeutel gesetzt. Dabei gab es allerdings technische Probleme. Zudem konnten Teile der Bevölkerung offenbar keinen wesentlichen Unterschied zu herkömmlichen Plastiktüten erkennen, die der Einzelhandel in Rollen oder an der Kasse für kleines Geld verkauft. „Wir haben uns kurzfristig entschieden, uns vom Vertrieb der Biobeutel zu trennen“, erklärt Johannes Einig. „Seit Beginn des neuen Jahres stellen wir sie nicht mehr zur Verfügung.“

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Zur Verfügung steht Bürgern und Bauern, Gartenfans sowie Garten- und Landschaftsbau-Betrieben allerdings weiterhin das Endprodukt des verarbeiteten Bioabfalls: Kompost. Privatleute erhalten ihn sogar kostenlos an der AHE-Vergärungsanlage, die vorerst baustellenbedingt nur über die Hörder Straße in Stockum erreichbar ist.

Seit Inbetriebnahme der Anlage vor elf Jahren gibt es diesen Service. Der Verarbeitungsprozess des Bioabfalls ist seither perfektioniert worden, betont Einig, gerade mit Blick auf eine Verringerung des Mikroplastikanteils im Kompost. Denn immer wieder hatte es auch von außen Kritik an den Plastikresten gegeben.

Weniger Mikroplastik im Essen - und winkt noch ein Vorteil

Nun hat auch der Gesetzgeber die Vorgaben für Müllverwertungsunternehmen verschärft. Um die Bevölkerung zum Umdenken zu bewegen, setzen Kreis und Kommunen auf eine Info-Kampagne. Sie heißt #wirfuerbio.

Die Vergärungsanlage auf dem Betriebsgelände der AHE am Bebbelsdorf: Dort wird Bioabfall zu Kompost veredelt.
Die Vergärungsanlage auf dem Betriebsgelände der AHE am Bebbelsdorf: Dort wird Bioabfall zu Kompost veredelt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

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Einig ist sich aber darüber im Klaren, dass Menschen besser zum Mitmachen motiviert werden können, wenn Umsteuern handfest belohnt wird. Der Recycling-Experte sieht gleich zwei Vorteile durch die korrekte Mülltrennung. Zum einen sinkt die Gefahr für die Bevölkerung, dass die Plastiktüten wieder in Form von Mikroplastik im Essen landen. Zum anderen kann die öffentliche Hand der Bevölkerung eingesparte Kosten durch weniger Aufwand bei der Müllverwertung zurückgeben: durch geringere Gebühren.

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