Witten. Nach knapp fünf Jahren ist Sebo‘s Dorfkrug in Witten-Heven Geschichte. Der Inhaber geht mit einem weinenden Auge. Auch die Gäste sind traurig.

Witten ist um eine Gastronomie ärmer. Nach fünf Jahren hat Sebo‘s Dorfkrug in Heven zum Jahreswechsel dicht gemacht. Inhaber Sebastian Schreiber gibt wirtschaftliche, personelle und familiäre Gründe an. Leicht ist ihm der Entschluss nicht gefallen.

„Ich gehe wirklich mit einem sehr, sehr weinenden Auge“, sagt Schreiber. 2019 hatte er den Dorfkrug in Heven zum Leben erweckt. „Wir haben das hier wirklich auf Vordermann gebracht und ich war immer mit Leidenschaft dabei.“ Doch nur sieben Monate nach der Eröffnung kam Corona. „Die Folgen spüren wir bis heute“, sagt Schreiber.

In Sebo‘s Dorfkrug waren keine Veranstaltungen mehr möglich

Das gesamte vergangene Jahr sei nicht gut gelaufen. Besonders unter der Woche seien nur noch wenige Gäste gekommen. „Einige trinken den ganzen Abend nur ein Getränk. Das ist natürlich nicht wirtschaftlich“, sagt Schreiber. Zudem seien ihm die Veranstaltungen weggebrochen. „Geburtstage und Hochzeiten haben uns immer noch gerettet. Weil sich Nachbarn beschwert haben, durften wir aber nichts mehr ausrichten“, so der Gastronom. Nur mit à-la-carte-Konzept sei so ein Betrieb nicht zu stemmen.

Die Tür von Sebo‘s Dorfkrug ist seit Anfang des Jahres geschlossen.
Die Tür von Sebo‘s Dorfkrug ist seit Anfang des Jahres geschlossen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Schon im Sommer sei es schwierig gewesen. „Erst einmal war das Wetter schlecht und wie in jedem Jahr ist auch das Zeltfestival für uns kein Segen“, so Schreiber. Die Besucherinnen und Besucher des Festivals würden Parkplätze blockieren, die Gäste am Dorfkrug so außen vor bleiben. Und auch der Personalmangel ging an „Sebo‘s Dorfkrug“ nicht spurlos vorbei.

Personalmangel macht zu Schaffen

Ich habe viel gesucht, aber kein Personal mehr gefunden und musste viel alleine machen. Ich habe jetzt einfach keine Energie mehr“, sagt Schreiber. Zudem konnte auch seine Frau Yvonne zuletzt nicht mehr mithelfen – allerdings aus guten Gründen. Sie ist schwanger und wird bald entbinden. „Aber auch das merkt man. Sie war immer der Motor in der Küche.“

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Für Schreiber ist es nicht die erste Schließung. Schon sein Café in der Wittener Innenstadt musste er aufgrund der Corona-Folgen dicht machen. „Das ist natürlich alles traurig. Ich bin leidenschaftlicher Gastronom. Aber wir haben jetzt beschlossen, die Reißleine zu ziehen, bevor es einen irgendwann kaputt macht.“

Die Silvesterparty war die letzte Veranstaltung im Dorfkrug. Seitdem sind die Türen dicht. „Ich möchte mich bei allen Gästen und bei meinem Team für die tolle Zeit bedanken“, so Schreiber. Dass er nicht alles falsch gemacht hat, zeigen die Reaktionen unter einem Facebook-Beitrag zum Ende des Dorfkrugs. „Sehr schade, auch wir sind gern zu euch gekommen. Ihr habt euch so viel Mühe gegeben, sogar Sonderwünsche für unseren Enkel zu erfüllen. Alles sehr lecker, mit Liebe serviert und gemütlich. Alles Gute für eure Zukunft“, schreibt etwa Karin.

Gäste sind traurig

„Sehr schade. Wir sind immer gern bei euch gewesen. Auch die Taufe unserer Kleinen habt ihr lecker begleitet“, so eine weitere Userin. „Auf der einen Seite natürlich sehr schade. Ihr habt das toll gemacht. Andererseits müssen auch Entscheidungen getroffen werden, die für einen selbst das Beste sind“, so ein weiterer Kommentar.

Personalprobleme plagen Gastro

Nicht nur Sebo‘s Dorfkrug hat in Witten mit Personalproblemen zu kämpfen. So sucht auch Karsten Laux in seinem Restaurant Jever Krog schon länger nach geeigneten Kräften. Auch der Akropolis-Grill hat Probleme, professionelles Personal zu finden.

Im Haus Crämer war die Lage im vergangenen September ebenfalls angespannt. Im November hatte sich das Ganze dort schon wieder etwas beruhigt. Doch weitere Gastronomiebetriebe in der Ruhrstadt sind betroffen. Das Mondo am Saalbau musste im letzten Sommer schließen. Auch das Traditionsgasthaus Hoppe in Annen hat den klassischen Restaurantbetrieb eingestellt.

Und wie geht es für Sebastian Schreiber jetzt weiter? „Ich muss jetzt erst einmal etwas Abstand gewinnen und neue Energie tanken“, sagt er. Was dann kommt, werde sich zeigen. „Vielleicht mache ich irgendwann wieder ein kleineres Lokal auf, wer weiß.“ Doch zunächst einmal steht die Geburt des Kindes an. Und so stehen nach den schlechten beruflichen Nachrichten privat wieder gute Zeiten an.

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