Witten. Mehr als ein Jahr war Sebo’s Café in der Wittener City wegen Corona geschlossen. Jetzt wagt der Betreiber den Neuanfang – nicht nur als Wirt.
Neues Jahr, neues Glück. Sebastian Schreiber ist happy. Er hat Anfang 2022 nicht nur geheiratet. Am Montag öffnet der Gastronom, der auch Sebo’s Dorfkrug in Heven betreibt, sein Café an der Oberstraße in der Wittener Innenstadt wieder. Mehr als ein Jahr war es wegen Corona geschlossen – seit November 2020. Nun freut sich Schreiber wie verrückt auf den Neustart.
„Bitte mach das Café wieder auf“, hätten ihm Stammkunden häufig in den Ohren gelegen. Der 39-Jährige hofft, dass sie nun, wo er ihnen den Wunsch erfüllt, tatsächlich kommen. Und auch viele neue Gäste. Jedenfalls wird im Café schon fleißig geschrubbt und geputzt. Der Staub von über zwölf Monaten muss schließlich runter. Maschinen werden gewartet, zum Beispiel jene, aus der bald italienischer Kaffee von Barbera in Bochum fließt. „Eine ganz besondere Bohne“, sagt Schreiber. Er muss es wissen, ist schließlich selbst „Barista“, also Profi in Sachen Espresso und Kaffee.
Wittener Wirt: Mit 18 in der Gastronomie Fuß gefasst
Die Ausbildung hat der Wittener irgendwann mal gemacht, ebenso wie er gelernt hat, Cocktails zu mixen. Dabei hat er, der nun zwei Läden betreibt, eigentlich mal als Spüler angefangen. „Nach einer schweren Kindheit habe ich mit 18 in der Gastronomie Fuß gefasst“, sagt der Wirt. Seitdem hat er in Restaurants, Bars und in der Erlebnisgastronomie gearbeitet, etwa auch im Saalbau-Restaurant Mondo. „Aber ich hatte schon immer vor, mich selbstständig zu machen.“
Im Juni 2013 hat er Sebo’s Café eröffnet, sechs Jahre später den Dorfkrug übernommen. Dann kam Corona – und damit brach die Katastrophe über ihn wie über so viele Gastronomen herein. Trotz der Wiedereröffnung: „Es sieht düster aus“, sagt Sebastian Schreiber. Seit November habe er starke Einbußen im Dorfkrug. „Der Januar war ganz schrecklich.“ Nicht nur finanziell sei es schwierig. Hinzu kommen Personalprobleme. Schon ewig sucht er jemanden, der abends im Dorfkrug mit anfasst.
Café in Wittens City schließt in den Sommermonaten
Doch irgendwie muss es ja weitergehen. Deshalb hat sich Schreiber überlegt, das Konzept seiner beiden Betriebe etwas zu verändern. So wird das Café in der Innenstadt grundsätzlich nur bis Juni öffnen und dann wieder im Oktober. Dafür bleibt der Dorfkrug im Winter mittags zu. Dort sei ab Oktober der Umsatz zurückgegangen. Dafür läuft’s in Heven im Sommer besser, weil die Gäste halt gern draußen sitzen – was am Café in der Oberstraße nicht möglich ist.
Keine Schließung nur wegen Corona
Richtig gut geht es sicher keinem Wirt in der Pandemie. Aber dass ein Restaurant nur wegen Corona komplett schließen musste, ist Heinz Bruns bisher nicht bekannt.
Doch auch Neueröffnungen hat der Chef des Restaurants Haus Kemnade und Vize-Präsident der Dehoga Westfalen so gut wie keine auf dem Schirm, mal abgesehen vom japanisch-amerikanischen Unami in Witten-Herbede.
Die Zukunft in seinem Gewerbe sehe nicht rosig aus, sagt Bruns. „Bis jetzt haben wir immer noch Gelder und Förderungen bekommen.“ Ab Mai würden dann aber Lohn- und andere Kostensteigerungen anstehen.
Zwar legt Sebastian Schreiber dort am Montag los. Ansonsten ist das Café aber nur dienstags bis freitags von 8.30 bis 14.30 Uhr geöffnet. Frühstück gibt’s wie gehabt à la carte. Wer ans Büfett will, geht am Wochenende in den Dorfkrug. Die Speisekarte für den Mittagstisch in der City hat er etwas verkleinert. Statt Schnitzel gibt’s zum Beispiel belegte Panini.
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Der frisch gebackene Ehemann betreibt die beiden Lokalitäten übrigens gemeinsam mit Partnerin Yvonne (31), die sich vor allem um Küche und Bestellungen kümmert. Noch steht in ihrem Pass Andree als Nachname. Erst im März wird sie sich auch auf dem Papier in Frau Schreiber verwandeln. Der Hackerangriff auf die Stadt, er hat halt so manches verzögert.