Witten. Das Café Möpschen in Witten kann etwas Wind unter den Flügeln brauchen. Zur Belebung will jetzt eine Frau beitragen, die blind ist. Ihr Plan.
An Gemütlichkeit hat das Café Möpschen in Witten nichts eingebüßt, seitdem mit Wirtin Heike Köhler Ende vergangenen Jahres die gute Seele nach 14 Jahren von Bord gegangen ist. Die neuen, ebenso netten Betreiber haben vieles so gelassen, wie es war. Auch die Karte. Es gibt weiterhin Schnitzel, Reibekuchen, frische Bratkartoffeln mit Spiegelei, Nudeln, manchmal Fisch und selbst gemachten Kuchen sowieso. Was nach gut zehn Monaten weiterhin fehlt, sind genügend Gäste. Deshalb gibt es jetzt neue Pläne, um die Gastronomie auf der Ruhrstraße 33 in Schwung zu bringen. Dabei spielt eine blinde Frau eine ganz besondere Rolle.
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Beate Telgheder hat seit Jahren mit ihrem Blinden- und Sehbehindertenverein einen Stammtisch im Café Möpschen. Die 60-Jährige ist seit sechs Jahren selbst blind. Schuld war eine Netzhautablösung aufgrund einer starken Kurzsichtigkeit. „Mit 28 war ich auf dem linken Auge blind, mit 40 hat es rechts angefangen. Danach hat mir die Augenheilkunde noch mal 16 Jahre geschenkt“, sagt die gelernte Gärtnerin. Sie ist eine tatkräftige Frau geblieben, die sich nicht lange mit der Vergangenheit aufhält, sondern nach vorne schaut. Womit wir wieder beim Café Möpschen wären, das Nabil Salhani und sein Bruder am 16. Januar übernommen haben.
Telgheder wünscht sich so sehr, dass mehr Gäste den beiden Syrern eine Chance geben. „Wir müssen doch unsere kleinen Highlights in der Stadt pflegen“, spielt die Mutter von zwei erwachsenen Kindern auf das insgesamt überschaubare Café- und Restaurantangebot an, gerade in der Ruhrstraße. Um es deutlicher zu sagen: Wenn‘s im Möpschen nicht rund läuft, hat es sich irgendwann ausgemopst. Vielleicht hilft ja jetzt ein wenig Kultur.
Weihnachtslesung mit weihnachtlichen Klängen „Im Haus“ in Witten
Telgheder hat sich mit einer Künstlerkollegin einen gewissen Namen im Kleinkunstbereich erworben, wie sie selbst sagt. Beide treten als das Duo „Wort & Klang“ auf, zum Beispiel viel in Senioreneinrichtungen. „Sie ist das Wort, ich bin der Klang“, sagt die Wittenerin, die Akkordeon spielt. Nun lädt sie am 14. Dezember, einem Samstag, ab 19 Uhr zur „Weihnachtslesung mit weihnachtlichen Klängen“ ins Café Möpschen ein. Das jetzt übrigens seinen Namen geändert hat.
„Im Haus“ heißt es nun vielleicht etwas sperrig, aber nicht ohne Grund. „Es war eine gute Zeit mit Heike und Klaus“, sagt Beate Telgheder. „Aber jetzt ist eine neue Zeit mit Nabil und Michel angebrochen.“ Dafür solle auch der neue Namen stehen. Damit wolle man auch die häusliche Atmosphäre unterstreichen, sagt Nabil, „wie in einem Wohnzimmer“. 2015 ist er aus Damaskus nach Deutschland geflüchtet - und zunächst im Sauerland gelandet, wo er sechs Jahre in einer Restaurantküche in Lennestadt gearbeitet hat.
Natürlich hofft der Syrer, dass es nun doch noch einige gute Jahre in Witten werden. Kleine kulturelle Events wie jetzt die musikalische Weihnachtslesung sollen mehr Gäste ansprechen - die bisher zwar gerne zum Probieren gekommen sind, aber nicht unbedingt zum Bleiben. Nicht zuletzt mit seinem Kuchensortiment hofft Nabil, auch mehr jüngere Leute anzusprechen. Wer hat schon was gegen Brownies? Oder „Lavacake“ mit Vanilleeis?
Kultur und Kulinarisches
Natürlich wünschen sich Nabil und Beate Telgheder, dass einige Gäste am 14. Dezember nicht nur der Kultur wegen kommen, sondern vorher schon zum kulinarischen Genuss. Deshalb ist bereits ab 17 Uhr Einlass. Normalerweise ist „Im Haus“ samstags schon um 16 Uhr Feierabend. Für „Wort & Klang“ ist diesmal aber der Samstagabend reserviert. Der Eintritt ist frei, ein Hut geht rum. Und natürlich darf mitgesungen oder mitgesummt werden, wie kürzlich bei ihrem Auftritt im Lehmkul-Stübchen. Beate Telgheder: „Da ist so ein Zauber entstanden. Das war eine richtige Sternstunde.“
„Im Haus“ (früher Café Möpschen“) , Ruhrstraße 33, ist dienstags bis freitags von 10-20 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 16 Uhr. Das Duo „Wort & Klang“ tritt am 14. Dezember (Samstag) um 19 Uhr auf. Einlass ist ab 17 Uhr, der Eintritt ist frei.
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