Witten. Auf dem Saalbau-Gelände in Witten soll ein neues Hotel entstehen. Vor Gericht wurde den Plänen nun ein Riegel vorgeschoben. Wie geht es weiter?
Sowohl Geschäftsleute als auch Radtouristen machen gerne in den Hotels in Witten Halt. Schon öfter wurde der Ruf nach mehr Betten laut. Deshalb plant die Hotelfamilie Riepe, der auch das Parkhotel gehört, einen Neubau auf dem Saalbau-Gelände. Doch den Plänen wurde vor Gericht vorerst ein Strich durch die Rechnung gemacht.
Doch von vorne: Die Riepes wollen das siebengeschossige Hotel mit 60 Einzel- und 20 Doppelzimmern hinter ihrem Parkhotel aus den 70er Jahren errichten. Das Grundstück im Grünzug zwischen dem bisherigen Hotelparkplatz und dem Saalbauparkplatz gehört dem Kulturforum. Bis 1925 wurde dort auf der Zeche Franziska Kohle abgebaut. Das geplante Vier-Sterne-Hotel soll über einen Sauna- und Wellness-Bereich verfügen. Die Rezeption und das Restaurant unterm Dach des jetzigen Parkhotels sollten umziehen, das Drei-Sterne-Haus aber parallel weiterbetrieben werden. So war der Stand von 2018.
Gericht hält Schallschutz für Hotel in Witten für zu unbestimmt
Doch gegen die Pläne gab es von Anfang an Protest. Die Stadt Witten hatte eine nötige Änderung des Flächennutzungsplans und Aufstellung eines Bebauungsplanverfahrens bereits genehmigt. Doch genau gegen diese Pläne gab es nun eine Klage. Die Eigentümer einer denkmalgeschützten Villa in unmittelbarer Nachbarschaft des Plangebiets an der Ruhrstraße hatten diese vor dem Oberverwaltungsgericht Münster eingereicht. Ihrer Meinung nach werde ein Hotelneubau das Erscheinungsbild ihrer Villa und der umgebenden Gartenanlage erheblich beeinträchtigen. Außerdem werde es zu Lärm- und Verkehrsbelastungen kommen.
Lesen Sie auch
- Wie Hotel-Betreiber in Witten in ihre Zukunft investieren
- Wittener Künstler macht eigene Mode: Nur die Liebe zählt
- Amazon-Betriebsrat: „Man hat sich wie eine Nummer gefühlt“
Das jetzt ergangene Urteil des Oberverwaltungsgerichts in Münster ist ein Rückschlag für die Hotelfamilie Riepe. „Der Siebte Senat hat die Bebauungspläne für unwirksam erklärt“, erklärt Gerichtssprecher Johann Lier. Nach Ansicht des Gerichts sei die „Festsetzung zum passiven Schallschutz im Bebauungsplan zu unbestimmt“. Lier weist jedoch darauf hin, dass es bei der Verhandlung vorerst „nur“ um den Bebauungsplan ging. Denn eine Baugenehmigung liegt bereits vor.
Auch gegen die Baugenehmigung liegt eine Klage vor
„Das Ganze ist bereits genehmigt worden“, sagt der Jurist. Doch auch hier gebe es die nächste Klage. „Diese liegt derzeit vor dem Verwaltungsgericht Arnsberg.“ Dort werde zunächst über den weiteren Verlauf verhandelt. „Je nachdem, was dabei herauskommt, kann es auch sein, dass der Fall dann bei uns landet.“
Die Stadt will auf Grundlage der schriftlichen Urteilsbegründung, die noch aussteht, mit der Familie Riepe in vier Wochen ein Gespräch führen und ausloten, wie es weitergeht. Auf Anfrage erklärt die Stadt, dass sich der Bebauungsplan „heilen“ lasse, indem ein neues Schallschutzgutachten beauftragt werde und neue Festsetzungen in den Plan geschrieben werden. Dann müsste die Politik diesen Entwurf allerdings erneut beschließen. Die Hotelfamilie hat eine Anfrage der Redaktion bislang noch nicht beantwortet.
Auch interessant
Es dürfte also noch einige Zeit ins Land gehen, bis am Saalbau die Bagger anrollen – wenn sie es denn überhaupt tun. Weitere Kapazitäten würden der Stadt in jedem Fall guttun. Laut Statistikamt IT.NRW gab es im Juli 2024 427 Hotelbetten, die mittlere Auslastung lag bei 40,7 Prozent (5389 Übernachtungen bei 2555 Gästen). Insbesondere zur IGA 2027 werden vermutlich noch mehr Gäste nach Witten kommen. Ein neues Vier-Sterne-Hotel in Witten wird dann aber noch keine Rolle in den Buchungsportalen spielen.
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.