Witten. Corona trifft sie hart, aber sie bleiben positiv. Wie zwei Hotels in Witten der Krise trotzen und ihre Betreiber in bessere Zeiten investieren.

Spaziergänger bleiben stehen und staunen: Den beliebten Biergarten von Haus Hohenstein gibt’s nicht mehr. Alles eine große Baustelle. Ajit Grewal, Eigentümer des Wittener Traditionshotels, beruhigt: „Die Terrasse wird nur renoviert. Im Juni soll alles fertig sein.“ Ein Hotelier, der in Corona-Zeiten investiert, ebenso wie die Pächter von Hotel Specht in Annen. Gastronomen, die optimistisch bleiben.

Seit November, seit fast einem halben Jahr, dürfen in Hotels nur noch Geschäftsreisende nächtigen. Ajit Grewal bietet auf dem Hohenstein 60 Betten an. In den Wintermonaten seien nur zehn bis 15 Prozent der sonst üblichen Gäste gekommen, sagt er. „Derzeit vermiete ich in der Woche etwa vier Zimmer an Geschäftsreisende.“ Corona hat auch Grewals Betrieb stark gebeutelt. Der dreifache Familienvater hat die staatlichen Fördergelder in Anspruch genommen, die ihm zustehen. „Das Geld kam immer schnell. Ich kann mich nicht beklagen.“

Hotelier aus Witten hofft im Frühjahr 2022 auf wieder normalere Zeiten

Romantisch: Der Garten des Hotels Specht, das seit 1874 Gäste beherbergt.
Romantisch: Der Garten des Hotels Specht, das seit 1874 Gäste beherbergt. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Im vergangenen Jahr habe er - das Kurzarbeitergeld fürs Hotelteam inklusive - rund 230.000 Euro an Unterstützung erhalten, sagt der 50-Jährige. Auf der anderen Seite habe das Haus, einer der beliebten Trauorte in Witten, durch Corona hohe Einnahmeverluste gehabt. „Unter dem Strich endete das Jahr für uns plus minus null.“ Ajit Grewal freut sich auf seine neue Terrasse, die Gästen offenstehen wird, wenn wieder Feste gefeiert werden können. Die alten Betonplatten wurden entfernt, werden abgeschliffen, dann wieder neu verlegt. Auf dem neuen Boden sollen dann auch weibliche Gäste mit Stöckelschuhen trittfest unterwegs sein können.

Grewal, der nicht von einem Restaurant-Betrieb, sondern von Feiern und Hotelgästen lebt, gehört die historische Anlage, deren Haupthaus 1914 eröffnet wurde. Ab Frühjahr nächsten Jahres, so hofft er, werde durch die Impfungen wieder ein normalerer Hotelbetrieb möglich sein. „Es wird eine neue Normalität geben, Corona wird uns noch lange begleiten.“

Wirt aus Witten hat in Dortmunder Behinderten-Werkstatt gekocht, um in Pandemie-Zeiten Geld zu verdienen

Predrag und Suzana Filko nutzen die Corona-Zwangspause für Umbauarbeiten in ihrem Hotel Specht in Witten-Annen.
Predrag und Suzana Filko nutzen die Corona-Zwangspause für Umbauarbeiten in ihrem Hotel Specht in Witten-Annen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Auch Predrag Filko lässt sich durch die Pandemie nicht entmutigen. Zusammen mit seiner Frau Suzana ist er Pächter des Hotels Specht an der Westfalenstraße. Ein Traditionshaus, das seit 1874 in Annen Gäste empfängt. Promis wie die Schauspieler Heiner Lauterbach und Karin Baal waren hier einst zu Gast, Generationen von Wittenern haben bei Specht Hochzeiten, Konfirmationen und Klassentreffen gefeiert.

Nach dem Tod von Dietmar Specht übernahmen 2014 Filkos das Hotel plus Restaurant. Um in Corona-Zeiten Geld zu verdienen, hat Predrag Filko von November bis Februar in einer Dortmunder Behinderten-Werkstatt als Koch gearbeitet. Donnerstags bis Samstags bietet das Hotel Specht „Essen to go“ an. „Die Stammgäste kommen“, freut sich der Wirt.

20 Hotelbetten haben die Filkos. Bis Mitte März sei auch das Geschäft mit den Geschäftsreisenden ganz schwierig gewesen. „Viele Firmen haben Kurzarbeit, da bleiben die Monteure aus.“ Auch Suzana und Predrag Filko haben für ihr Haus staatliche Hilfsgelder bekommen. „Das hat uns sehr geholfen.“ Außerdem kommt ihnen der Verpächter ihres Hotels finanziell sehr entgegen.

Für den Festsaal gibt es neue Möbel, die blauen Bodenplatten fliegen raus

Hotel Specht war Drehort für eine Krimi-Komödie

Im Trauzimmer von Haus Hohenstein kann auch in Corona-Zeiten standesamtlich geheiratet werden. Das Zimmer wird über die Stadt vermietet. Bei der Trauung dürfen außer dem Brautpaar nur der Standesbeamte oder die Standesbeamtin anwesend sein.Im Hotel Specht war 2020 ein Filmteam zu Gast. An der Westfalenstraße wurde für den Film „Das Massaker von Anröchte“ gedreht. Eine Krimi-Komödie, die im Revier spielt, eine Hommage an den 2010 verstorbenen Filmregisseur Christoph Schlingensief.

Filkos wollen die Corona-Krise als Gastronomen nicht nur überleben. Sie haben auch einen Kredit im mittleren, fünfstelligen Bereich aufgenommen, um Renovierungen im Haus bezahlen zu können. Etwa eine neue Bestuhlung des Festsaals und einen neuen hellen Fußboden, der die alten blauen Bodenplatten ersetzt. Der Gastraum soll durch einen Durchbruch zu einem kleineren Zimmer größer werden. Nicht zuletzt spendiere die Brauerei einen neuen Tresen, erzählt Predrag Filko. Lächelnd fügt der gebürtige Kroate hinzu: „Wir sind positiv denkende Menschen.“ Mit Hoffnung im Herzen kommt man bekanntlich leichter durch Krisenzeiten.