Witten. Seit sechs Jahren soll das Parkhotel in Witten um einen Neubau erweitert werden. Die Besitzer einer nahen Villa klagen nun - wegen der Optik.
Um den seit Jahren geplanten Neubau des Parkhotels ist es ruhig geworden. In Witten sehen viele Menschen einen Bedarf für weitere Hotelbetten, vor allem, nachdem die Pläne für ein Hotel am Busbahnhof beerdigt wurden. Stattdessen baut dort die Wohnungsgenossenschaft Mitte inzwischen eine Kita und bezahlbare Mietwohnungen. Droht den Plänen der Hotelfamilie Riepe auch ein Aus?
Nachdem es auffallend still um das Projekt geworden war, lässt dieser Termin aufhorchen: Am Mittwoch, 25.9., findet vor dem Oberverwaltungsgericht Münster ein Verfahren gegen die Stadt Witten statt. Die Kläger wenden sich gegen den „Bebauungsplan Nr. 260 - MIT - Hotelstandort Saalbaugelände“ der Stadt.
Vier-Sterne-Hotel mit sieben Geschossen
Der Bauherr möchte sich auf unsere Anfrage hin nicht zu dem Verfahren äußern. Es ist die Familie Riepe, die neben dem Wittener Parkhotel noch Häuser in Herdecke (Zweibrücker Hof), im Dortmunder Kreuzviertel, in Unna und in Lünen betreibt.
Errichten wollen die Riepes das siebengeschossige Hotel mit 60 Einzel- und 20 Doppelzimmern hinter ihrem Parkhotel aus den 70er Jahren. Das Grundstück im Grünzug zwischen dem bisherigen Hotelparkplatz und dem Saalbauparkplatz gehört dem Kulturforum. Im Untergrund war dort bis 1925 die Zeche Franziska tätig. Das geplante Vier-Sterne-Hotel soll über einen Sauna- und Wellness-Bereich verfügen. Die Rezeption und das Restaurant unterm Dach des jetzigen Parkhotels sollten umziehen, das Drei-Sterne-Haus aber parallel weiterbetrieben werden.
Kläger sind Eigentümer einer denkmalgeschützten Villa
Das war der Stand 2018. In dem Jahr genehmigte die Wittener Politik auch die nötige Änderung des Flächennutzungsplans und Aufstellung eines Bebauungsplanverfahrens. Gegen diese Satzung, also den Bebauungsplan, wird jetzt geklagt - nicht gegen das Kulturforum, das ja größtenteils Eigentümerin des Grundstücks ist, und auch nicht gegen die Investoren. Für solche Bebauungsverfahren ist erstinstanzlich das Oberverwaltungsgericht zuständig.
Kläger sind laut OVG Münster die Eigentümer einer denkmalgeschützten Villa in unmittelbarer Nachbarschaft des Plangebiets an der Ruhrstraße. Sie machen unter anderem geltend, ein Hotelneubau werde das Erscheinungsbild ihrer Villa und der sie umgebenden Gartenanlage erheblich beeinträchtigen, zudem werde es zu Lärm- und Verkehrsbelastungen kommen.
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„Würde die Klage gewonnen, wäre nicht automatisch der Neubau verhindert“, erklärt Stadtsprecherin Lena Kücük. Stattdessen hätte dies erstmal Folgen für eine Änderung der Pläne und eine bessere Berücksichtigung der Nachbarschaft, was zum Beispiel Lärm, Verkehr und Optik angeht.
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Nach Informationen unserer Redaktion haben die Villenbesitzer auch schon gegen andere Bauprojekte in ihrer Umgebung geklagt. Beim Umbau der Maschinenfabrik Scharfen in eine Eigentumswohnanlage an der Ruhrstraße musste zum Beispiel ein Schallgutachten erstellt werden. Die Kläger hatten zuviel Lärm durch die Tiefgarageneinfahrt befürchtet, das Gerichtsverfahren aber verloren.
Angesichts der steigenden Zahl an Ruhrtaltouristen sind mehr Hotelangebote in Witten schon lange ein Thema. Das letzte größere Hotel, das in der Ruhrstadt eröffnet hat, war 2014 das Ardey-Hotel an der Ardeystraße. In diesem Jahr konnte das Inklusionshotel sein Zehnjähriges feiern. Die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte kippte 2021 ihre Pläne, ihr Grundstück an der Bergerstraße erst an einen Investor zu verkaufen, der dort ein Hotel bauen wollte. Nach der Corona-Krise wollten die Banken ein solches Projekt nicht finanzieren. Aktuell entsteht an dieser Stelle ein Gebäude mit Kita und 44 Sozialwohnungen.
Update: Laut OVG Münster ist der Verhandlungstermin verlegt worden, auf den 31. Oktober, 10.30 Uhr.
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