Witten. Trotz Gewinn im letzten Jahr: Ein Elektronikspezialist aus Witten ist insolvent. 50 Stellen stehen auf der Kippe. Doch es gibt Hoffnung.
Evonik will sein Werk in Witten mit rund 250 Mitarbeitern verkaufen, Getriebehersteller ZF seinen Standort in der Ruhrstadt radikal schrumpfen, 60 Prozent der Stellen sollen wegfallen. Nun ist ein weiteres, wenn auch kleineres hier ansässiges Unternehmen in schweres Fahrwasser gekommen. Die „proServ electronic GmbH“ hat Insolvenz angemeldet und sucht nun nach einem finanzstarken Investoren.
Das mittelständische Unternehmen mit Sitz im Gewerbegebiet an der Friedrich-Ebert-Straße beschäftigt nach eigenen Angaben derzeit rund 50 Mitarbeiter. Es ist spezialisiert auf die Herstellung elektronischer Komponenten, insbesondere auf die Bestückung von Leiterplatten. Doch hier werden auch Baugruppen montiert oder Prototypen gefertigt. Die Kunden kommen überwiegend aus den Bereichen Maschinenbau, Gerätebau, Pumpenbau und Bergbautechnik.
Wittener Firma schrieb schon häufig rote Zahlen
Schon in den vergangenen Jahren hatte die Firma zu kämpfen und schrieb etwa von 2019 bis 2022 rote Zahlen. So weist der öffentlich einsehbare Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 22 einen Jahresfehlbetrag von über 200.000 Euro aus. Im Jahr zuvor waren es rund 73.000 Euro. Im vergangenen Jahr schien sich das Blatt gewendet zu haben, das Unternehmen konnte wieder Gewinn erwirtschaften, immerhin ein Plus von 37.000 Euro. Anfang Oktober erfolgte nun aber der Gang zum Amtsgericht.
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Das hat verschiedene Ursachen: Wie auch andere Unternehmen kämpft „proServ electronic“ etwa mit gestiegenen Energiepreisen und Löhnen sowie mit der aktuell allgemein schwierigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland, teilt Unternehmenssprecher Thomas Feldmann auf Anfrage mit. Das habe sinkende Umsätze und steigende Kosten zur Folge. „Der Krieg hat beispielsweise dazu geführt, dass das Geschäft mit einem in Russland aktiven Großkunden vollständig weggebrochen ist“, so Feldmann. Zudem hätten „erhebliche Zahlungsrückstände eines Kunden“ die Insolvenz in Eigenregie nötig gemacht, um die bereits begonnene Sanierung des Unternehmens fortsetzen zu können.
„proServ“ sucht Investor mit Know-how
Restrukturierungsmaßnahmen seien dringend notwendig. Man wolle sich nun im Rahmen einer Sanierung in Eigenverwaltung neu aufstellen. Dazu haben sich die beiden Geschäftsführer von „proServ“, Sabrina Frühinsfeld und Marco Schönefeld, einen Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht an die Seite geholt. Ein vom Gericht bestellter vorläufiger Sachwalter überwacht zudem den Prozess.
Um weitermachen zu können, braucht das Elektronik-Unternehmen nun vor allem eins: Geld. „Wir suchen einen starken Partner mit Netzwerk, Know-how und ausreichenden finanziellen Mitteln, der in unseren Geschäftsbetrieb investiert und hilft, unser Unternehmen in eine nachhaltige Zukunft zu führen“, sagt Frühinsfeld. Der gute Ruf, ein motiviertes Team und der breite Kundenstamm seien „hervorragende Argumente für eine Investition in unser Unternehmen“.
Geschäftsbetrieb wird fortgeführt
Im jetzt laufenden Insolvenzverfahren wird der Geschäftsbetrieb der proServ electronic aufrechterhalten und fortgeführt. Man stehe den Geschäftspartnern weiterhin in vollem Umfang zur Verfügung, versichert Marco Schönefeld. Produktions-, Termin- und Liefertreue seien „uneingeschränkt gewährleistet“.
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Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nach Angaben des Mittelständlers bereits über das Verfahren und die weiteren Schritte informiert worden. Ihre Löhne und Gehälter werden für drei Monate von der Agentur für Arbeit übernommen. Erste Konzepte für die Sanierung seien bereits erarbeitet worden. Gemeinsam mit allen wesentlichen Beteiligten wollen man diese nun in den nächsten Wochen und Monaten ausarbeiten und umsetzen. Ziel sei es, den Fortbestand nachhaltig zu sichern.
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