Witten. Die Deutschen Edelstahlwerke (DEW) sind finanziell angeschlagen und müssen sparen. Auch die Karrierewerkstatt in Witten könnte betroffen sein.
Was passiert mit der Wittener Karrierewerkstatt? Die Ausbildungsstätte der DEW, die auch anderen Firmen aus Witten und Umgebung für derzeit insgesamt rund 100 Azubis offensteht, wird momentan einer Überprüfung unterzogen.
Seit Jahren steckt Swiss Steel, der Mutterkonzern der Deutschen Edelstahlwerke, in der Krise. Es muss gespart werden. Mit dem Restrukturierungsprogramm „Zukunft DEW 2025“ will der Konzern das Ruder nochmal herumreißen. Alles wird hinterfragt – auch die Karrierewerkstatt.
„Alles wird auf den Prüfstand gestellt“
Das bestätigt Matthias Hillbrandt von der IG Metall in Witten. Das Restrukturierungsprogramm beinhalte auch, die Ausbildungswerkstatt zu analysieren, deren Kosten zu überprüfen und zu klären, ob diese noch von DEW getragen werden könnte.
„Im gesamten Konzern wird gerade alles auf den Prüfstand gestellt“, sagt Gunnar Dachrodt, Leiter der Karrierewerkstatt. IG Metall, Betriebsrat und DEW verständigten sich im Sommer des vergangenen Jahres auf neue Sparmaßnahmen. Dabei machten auch die Wittener Arbeitnehmer Zugeständnisse, indem sie wieder auf Sonderzahlungen verzichteten. Insgesamt ging es um 37 Millionen Euro.
Mitarbeitende haben erneut auf Weihnachtsgeld verzichtet
So gab es kein Weihnachtsgeld, in diesem Jahr sollen immerhin 45 Prozent gezahlt werden. Laut Arbeitnehmerseite sollte durch den Verzicht die Schließung einzelner Betriebsteile verhindert werden. Das gelte auch für die Karrierewerkstatt, sagte Betriebsratsvorsitzender Burak Bilal noch im letzten Jahr. Es gab schon damals Überlegungen, diese zu verkaufen.
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Nun läuft also ein Prüfverfahren mit unbekanntem Ausgang. „Die aktuelle Aufstellung der Karrierewerkstatt empfinden wir als nicht ganz zufriedenstellend. Da sehen wir Optimierungsbedarf“, sagt ein Sprecher der Swiss Steel Group. An welcher Stelle dieser Bedarf bestehe, könne man aber noch nicht festmachen. Die Prüfung befinde sich erst in einem frühen Stadium.
Ergebnis wohl noch im ersten Quartal 2024
Am Ende solle es ein Papier geben, das die nötigen Veränderungen festhält. Damit könne eventuell noch im ersten Quartal dieses Jahres gerechnet werden, so der Unternehmenssprecher.
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Zu den Kooperationspartnern der Karrierewerkstatt gehört unter anderem das Wittener Traditionsunternehmen Düchting Pumpen. „Die Ausbildung findet sowohl in unserem Betrieb als auch in der Karrierewerkstatt statt“, sagt Susanne Glowienke, Assistentin der Fertigungsleitung. Die Diskussionen im vergangenen Jahr über einen Verkauf oder eine mögliche Ausgliederung des Ausbildungsbetriebs seien bekannt. Vom laufenden Prüfverfahren wisse man indes nichts.
Karrierewerkstatt ermöglicht unterschiedliche Berufsausbildungen
Derzeit lernt ein Düchting-Azubi in der Karrierewerkstatt. Er macht eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Gerne würde der Pumpen-Hersteller auch Zerspanungsmechaniker und Mechatroniker ausbilden lassen, wie es in der Karrierewerkstatt möglich ist. „Es ist aber schwierig, junge Leute von einer Ausbildung zu überzeugen“, sagt Glowienke. Ohne die Kooperation könne das mittelständische Unternehmen nicht alle Ausbildungsinhalte vermitteln. „Das heißt, wenn die Karrierewerkstatt wegfallen würde, müsste man sich einen neuen Verbundspartner suchen, oder man kann in dem Beruf nicht mehr ausbilden.“
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